Alles in BuT-ter
"Es lohnt sich, das Paket für Schüler und Schülerinnen auszupacken", möchte Diözesan-Caritasdirektor Josef Lüttig Lehrerinnen und Lehrer motivieren, sich intensiver mit dem BuT auseinander zu setzen. Zuschüsse für Schulmaterial, Fahrtkosten oder Klassenfahrten sind möglich, auch Kostenübernahmen für Mittagessen oder Nachhilfe, dazu 10 Euro monatlich für Theater oder Vereinsmitgliedschaften.
Warum pädagogischen Fachkräften bei der Umsetzung des BuT eine Schlüsselrolle zukommt, wurde beim diesjährigen Sozialpolitischen Runden Tisch des Diözesan-Caritasverbandes Paderborn deutlich. Familien oder Alleinerziehende mit geringem Einkommen hätten in der Regel ganz anderen Sorgen, als sich mit Bildung zu beschäftigen. "Satt werden, statt Geige lernen", fasste Christoph Gehrmann vom Caritasverband Dortmund die Stimmungslage betroffener Familien zusammen. Hinzu kommt, dass sich das BuT als bürokratisches Monster entpuppt. Wer etwa als Asylbewerber Leistungen beantragt, lässt sich auf ein mittleres Abenteuer ein, hat mit mehreren Behörden zu tun, verschuldet sich unter Umständen, weil Anträge zu spät bearbeitet werden, wie eine Mitarbeiterin des Caritas-Migrationsdienstes aus Paderborn berichtet.
"Wir muten allen Beteiligten unheimlich viel zu", räumt Norbert Diekmännken, Fachbereichsleiter für Arbeit und Soziales beim Kreis Unna ein. Eine Familie mit drei Kindern müsse bis zu 15 Anträge stellen, um von allen Leistungen zu profitieren. Dabei seien noch nicht einmal die Anträge das Problem, sondern das Beibringen von Belegen, oft von Kleinstbeträgen. "Für 2,50 Euro Eintritt bei einer Klassenfahrt muss ein Beleg her."
Die größte Baustelle ist jedoch für alle Experten die Teilhabe am schulischen Mittagessen. Brigitte Köhler-Thewes, didaktische Leiterin der Paderborner Friedrich von Spee-Gesamtschule, berichtete von einem nachhaltigen Erlebnis, bei dem sie Schüler beobachtet hat, wie sie, Essen aus der Schulmensa herausschmuggelten, um Mitschüler zu versorgen. "Wenn das Kind keine Chipkarte hat, gibt es kein Essen". Für die Pädagogin ist dies eine beschämende Situation. "Warum gibt man das Geld nicht direkt an die Schule?" Dieser Forderung konnte sich auch der Paderborner Bundestagsabgeordnete Dr. Carsten Linnemann anschließen. Er machte allerdings auf das sozialpolitische Dilemma aufmerksam: "Mit Einzelfallgerechtigkeit schaffe ich zwar mehr Bürokratie, doch mit Pauschalen erreiche ich möglicherweise die wirklich Bedürftigen nicht."
Laut Regina Vogel, Ministerialrätin im Düsseldorfer Familienministerium, kommt den Fachkräften vor Ort die wichtige Aufgabe zu, die betroffenen Eltern ermutigen, Leistungen zu beantragen. Insofern sei das Projekt von Diözesan-Caritasverband und Sozialdienst katholischer Männer "Alles in BuT-ter" äußerst hilfreich. "Das BuT ist im Lehrerzimmer kein Thema", bestätigt eine Lehrerin aus Salzkotten. Mit der Caritas-Initiative soll sich das ändern.
Hinweis: Mehr Infos zum BuT-Projekt unter www.caritas-paderborn.de