Medaille hat zwei Seiten
Ohne die Wende wäre Matthias Schmidt wohl nicht neuer Caritasdirektor des Bistums Görlitz geworden. Zwar stammt der 1963 Geborene aus einer katholischen Familie in Weißwasser. Mit seiner Mutter und Schwester übersiedelte er jedoch 1978 per Ausreise in die Bundesrepublik. Dieses Ereignis, so erinnert sich Schmidt, kam für ihn überraschend und war prägend für den damals 15-Jährigen. "Damit verbunden war das Gefühl, alles bisher Dagewesene - quasi mein bisheriges Leben - zurückzulassen und nie mehr zurückkommen zu können".
Seit dem Zeitpunkt der Ausreise begleitet den heutigen Ehemann und Vater von zwei Kindern der Spruch: "Jede Medaille hat zwei Seiten." Er kann die Menschen in beiden Teilen Deutschlands besser verstehen, als wenn er im Osten geblieben wäre. "Dies kommt mir zugute, aus beiden Blickrichtungen Mittler zu sein zwischen Ost und West".
Im Westen engagierte er sich in der Jugend seiner neuen Pfarrgemeinde. Dem Pfarrer ist er dankbar, dass dieser "uns Jugendlichen vertraute, Neues mit uns wagte und unsere Eigeninitiativen förderte und mittrug". Religiös geprägt haben den jungen Mann in dieser Zeit auch die Gemeinschaft von Taize, "mit der Konzentration auf das Gebet und unter Zurückstellung von Konfessions-, Struktur- oder Zulässigkeitsfragen".
Nach Abitur und Zivildienst studierte Matthias Schmidt Betriebswirtschaftslehre an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) in Aachen. Im Januar 1991 erhielt er sein Diplom. Der Mauerfall ermöglichte es ihm, seine "Ausbildung, innere Prägung und Heimatregion mit der Aufnahme einer Arbeit bei der Caritas in Cottbus zu vereinen".
Eine wichtige Station für seine Berufswahl stellte der Zivildienst dar, in den Einsatzfeldern Jugendtreff, Altenheim und Verwaltung einer Pfarrgemeinde. Während der vierwöchigen Mitarbeit in einer Missionsstation auf Haiti war Matthias Schmidt "tief beeindruckt von der Würde und dem Stolz der Menschen - trotz bitterer Armut".
Als Caritasdirektor möchte er "Menschen, Mitarbeitende, Strukturen und Institutionen dabei unterstützen, ihre Stärken einzubringen, um für andere Segen zu sein".