Frühzeitig Mobbing bekämpfen
Der allgemeine Eindruck, dass Kinder und Jugendliche heutzutage zunehmend gemobbt werden, entspricht leider der Realität: An Deutschlands Schulen, und zwar über sämtliche Schularten hinweg, werden täglich Tausende Jungen und Mädchen von Klassenkameraden ausgegrenzt, verspottet, geschlagen sowie persönlich oder über Handy und Internet beschimpft, gedemütigt und bedroht. Wissenschaftliche Studien zusammenfassend lässt sich sagen: Bei einer Gesamtzahl von 12,3 Millionen Schülern werden pro Woche 760.000 Opfer von Mobbing-Attacken. 282.000 werden zusätzlich mittels Cyber-Mobbing, also über elektronische Medien, schikaniert. Gegen alle Verharmlosungstendenzen muss betont werden: Mobbing ist eine Form von Gewalt mit dem Ziel, einen anderen Menschen seelisch oder körperlich zu schädigen. Es geht nicht um übliche Konflikte bei Kindern und Jugendlichen, sondern um Psychoterror, den Starke gegen Wehrlose richten.
Meist ist Mobbing ein schleichender Prozess: In einer Anfangsphase kommt es zu einer schrittweisen Ausgrenzung des Opfers, ohne dass alle Mobbing-Merkmale erfüllt sein müssen. In der Hauptphase kommt es bereits zu regelmäßigen Schikanen. Zunächst Unbeteiligte wirken nun aktiv mit, um nicht selbst Opfer zu werden. Lügen zugunsten der Täter führen zu einer weiteren Stigmatisierung der Leidtragenden als wehleidig, verrückt oder ihrerseits aggressiv. Sie seien überempfindlich, hätten die Auseinandersetzung selbst begonnen oder bilden sich alles nur ein, wird ihnen eingeredet. Den verzweifelten Opfern wird nun nicht mehr geglaubt. Häufig werden sie auch von den Tätern massiv bedroht für den Fall, dass sie sich Eltern oder Lehrern mitteilen. Die Folgen des Mobbings für die Betroffenen sind verheerend: Es kommt unter anderem zu Leistungsproblemen, psychosomatischen Beschwerden sowie Angst und Hoffnungslosigkeit, die in eine depressive Entwicklung mit Suizidgedanken münden können.
Tätern fehlt verinnerlichte Moral
Die Ursachen für Mobbing sind vielschichtig: Bei den Tätern handelt es sich oft um junge Menschen, die Verständnis und Wertschätzung entbehren mussten oder selbst in irgendeiner Form Gewalt erfahren haben. Das dadurch entstandene geringe Selbstwertgefühl versuchen sie durch die Unterdrückung Schwächerer zu kompensieren. Häufig fehlt ihnen die Fähigkeit, sich in andere Menschen einzufühlen und Mitleid zu empfinden sowie eine verinnerlichte Moral. Das bedeutet: Sie haben nicht die persönliche Überzeugung ausbilden können, dass Gewalt gegen einen Mitmenschen inakzeptabel und verwerflich ist.
Was wirksame Maßnahmen gegen Mobbing anbelangt, sollte man zunächst potentielle Opfer dazu ermutigen, das von den Tätern häufig geforderte Schweigegelübde zu brechen und sich Eltern und Lehrern anzuvertrauen. Im Anschluss daran sind die Maßnahmen auf Schulebene von besonderer Bedeutung: Diese reichen von einer Verbesserung der Aufsicht - viele Mobbing-Attacken geschehen in unbeaufsichtigten Situationen - über Anti-Gewalt-Trainings bis zur Durchsetzung klarer Konsequenzen. So sollten bereits „kleinere“ Verfehlungen wie Schimpfwörter geahndet werden, denn bereits die Duldung der Vorstufen von Mobbing kann auf unverantwortliche Weise Aggression und Gewalt „züchten“. Weiterhin sollte im Rahmen einer ethischen und religiösen Erziehung deutlich gemacht werden, dass Mobbing kein Kavaliersdelikt darstellt, sondern einen sozialschädlichen Verstoß gegen Menschenwürde und Nächstenliebe.
Von Mobbing Betroffene können sich an die Caritas-Erziehungsberatungsstelle in Neumarkt, Ringstraße 59 wenden (Tel. 09181-29740).
Informationen über alle Erziehungsberatungsstellen im Bistum Eichstätt ...