Klönen, schmökern, schmausen
Kein Landkreis in NRW ist stärker vom demografischen Wandel betroffen als die Region zwischen Weser und Egge. Das spürt auch die Ortschaft Ovenhausen. Von 1998 bis 2011 ist die Bevölkerung um 9,5 Prozent auf aktuell 1.200 Einwohner zurückgegangen, die Grundschule ist bereits geschlossen, viele Häuser sind von Leerstand bedroht. Aber es gibt eine lebendige Ortsgemeinschaft, die ganz im Sinne der aktuellen Caritas-Jahreskampagne „Stadt – Land – Zukunft“ den Wandel aktiv mit gestaltet und sich für die Lebensqualität in Ovenhausen einsetzt.
Als echte Erfolgsstory hat sich die mittwochnachmittags geöffnete „Klönstube“ der Caritaskonferenz erwiesen. Miteinander zwanglos plaudern, eben klönen, ist das Ziel des Treffpunkts, der vor einem Jahr zu Ostern 2014 gestartet ist. „Seither ist die Klönstube noch nicht ein einziges Mal ausgefallen“, erzählt die Initiatorin Elfriede Jaklin (73). In der leerstehenden Wohnung des Pfarrhauses haben sie und ihre Mitstreiterin Maria Welling (61) ein kleines Wohnzimmercafé mit gemütlichem Flair eingerichtet. An der hinteren Wand steht ein großes Bücherregal mit einem umfangreichen Leseangebot. „Wer will kann nach Herzenslust schmökern, ein angefangenes Buch mit nach Hause nehmen und beim nächsten Mal wieder mitbringen. Wir haben auch viele Spiele, damit auch Kinder mitgebracht werden können“, erklärt Maria Welling. An den beiden Kaffeetischen hat etwa ein Dutzend Besucher Platz. „Es waren auch schon 20 Leute da, auch das geht, wenn man ein bisschen zusammenrückt“, sagt Elfriede Jaklin. Vor allem die älteren Leute aus dem Dorf, aber auch Jakobspilger und Radwanderer kehren in der Klönstube ein. Denn: Ovenhausen liegt am westfälischen Jakobsweg und am Fernradweg R1. In der Klönstube bekommt man sogar einen Pilgerstempel.
Durch die Klönstube wird das 1930 erbaute Pfarrhaus mitten im Ort immer mehr zu einem Treff für die gesamte Dorfgemeinschaft. „Mit der katholischen Kirchengemeinde Maria Salome gestalten wir gerade eine Gartenterrasse, damit die Klönstuben-Besucher im Sommer auch gemütlich draußen sitzen können, und eine Boulebahn wird es auch geben”, berichtet Martina Voss (52), Teamleiterin der Caritas-Konferenz.
Wenn die Klönstube mittwochs von 15 bis 18 Uhr öffnet, gibt es auch Gelegenheit zum Schmausen: Elfriede Jaklin und Maria Welling bieten selbst gebackenen Kuchen und frischen von Hand gebrühten Kaffee an. „Zehn Besucher sind immer da, ein Kuchen allein wäre da zu wenig.“ Die Tasse Kaffee kostet 50 Cent und ein Stück einfacher Kuchen ebenfalls. „Den Erlös stecken wir wieder vollständig in das Projekt, denn zum Glück können wir die Räume unentgeltlich nutzen und auch die Energiekosten werden von der Kirchengemeinde getragen“, erklärt Elfriede Jaklin. Gut 3.500 Euro haben die Caritasfrauen in die Klönstube investiert. Mit 1.450 Euro hat die Caritasstiftung für das Erzbistum Paderborn das Projekt unterstützt.
Als weiteres Projekt veranstaltet die 1983 gegründete Caritas-Konferenz einmal in der Woche nach der Sonntagsmesse einen „Klönschoppen“ mit Kaffee und Kaltgetränken, um den sich die Caritaskonferenz-Mitarbeiterin Christa Meyer kümmert. „Auch kleine Versammlungen und Kulturveranstaltungen können in der Klönstube stattfinden”, berichtet Martina Voss. Angebote zur Begegnung, die die kleiner werdende Dorfgemeinschaft zusammenrücken lässt.