Den Menschen auf Augenhöhe begegnen
Und die Schülerinnen und Schüler haben ihnen etwas hinterlassen, was den Alltag im wahrsten Sinne bunter werden lässt. Die Wand, die an einem der typischen Schulgänge entlang geht, ist mit einer farbenfrohen Weltkarte bemalt.
Ansonsten bietet das Gebäude alles, was man von einer Schule erwartet. Die Toiletten sind zweckmäßig, die braun-beigen Fließen wären heute ein Ladenhüter und über die Ästhetik von brusthohen, in Orange lackierten Heizkörpern kann man streiten. Ein bisschen muffig riecht es zwar noch immer, doch wer hier lebt, den stört das wenig, zumal alles funktioniert. Heizung, Strom, fließendes Wasser – von Anfang an war alles vorhanden. „Wir haben Glück mit dem Gebäude“, sagt Christoph Gehrmann vom Fachdienst Integration und Migration beim Dortmunder Caritasverband. Denn tatsächlich macht das Haus, das seit Mitte 2013 nicht mehr als Hauptschule genutzt wird, kurz vor der Eröffnung einen guten Eindruck. Nur Duschen sucht man vergebens. Deshalb stehen im Innenhof beheizte Container, eine andere Lösung habe es nicht gegeben, sagt Gehrmann.
Dafür verbergen sich unter dem Dach drei echte Schmuckstücke. Einrichtungsleiter Tiran Danielyan hat „viele Ideen, was man hier machen kann“. Drei große, einladende Räume stehen zur Verfügung, teilweise mit bunt angemalten Wänden. Kicker, Tischtennis, Sprachkurse, Kinderbetreuung – alles ist möglich. Zumal sich schon vor der eigentlichen Eröffnung zahlreiche Freiwillige in Ehrenamtslisten eingetragen haben. „130 Menschen waren bei einer Informationsveranstaltung im Franziskus-Gemeindezentrum dabei“, erinnert sich Manfred von Köln, Leiter Soziale Dienste beim Caritasverband Dortmund.
Dass die Resonanz hoch sein wird, verwundert Caritas-Flüchtlingsberater Christoph Diekhans nicht. „Wir als Caritasverband arbeiten seit vielen Jahren im Bereich der Integration und Migration von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte und sind eng vernetzt mit Fachdiensten und Kirchengemeinden“, so Diekhans. Dies sei ein wichtiger Grund, warum das Städtische Sozialamt gerne mit Wohlfahrtsverbänden zusammen arbeite.
In der Einrichtung selbst standen und stehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor vielfältigen Aufgaben. Struktur in den Tagesablauf der Flüchtlinge bringen, Kontakte zu Ärzten und Schulen halten oder auch mal Streitigkeiten schlichten – alles das muss bewältigt werden. Denn wenn zehn Menschen in einem ehemaligen Klassenzimmer mit rund 60 Quadratmetern Fläche leben, bleiben Reibereien nicht aus. „Wir wollen Familien nicht trennen und nehmen Rücksicht auf Ethnien“, betont Christoph Gehrmann und ist zuversichtlich, dass dies gelingt: „Das funktioniert woanders ja auch.“ Schließlich wolle man den Flüchtlingen auf Augenhöhe begegnen.
Fest steht auch, dass in einer solchen Einrichtung viel Bewegung steckt. Derzeit sind es vor allem Menschen aus Syrien, die in Deutschland Anträge auf Asyl stellen. Doch die „Top 5 der Herkunftsländer“, wie es Diekhans nennt, verändere sich schnell. Und auf lange Sicht soll niemand in der ehemaligen Hauptschule am Ostpark bleiben. Das eigentliche Ziel sei, Wohnungen für die Flüchtlinge zu finden. Die können ihrerseits bereits am Dortmunder Ostpark den Alltag in Deutschland trainieren.