Unser Land braucht Zuwanderung
Liebe Leserin, lieber Leser,
unser Land braucht Zuwanderung. Auch Politik und Wirtschaft betonen dies immer wieder. Allerdings stellen wir fest, dass rationale Argumente oft wenig Gehör finden. Es ist ein sensibles Thema und wir erleben in der Bevölkerung Sorgen, Ängste und Vorurteile.
Hilfreich sind regionale Veranstaltungen, um die Situation der Unterbringung von Flüchtlingen vor Ort konkret zu besprechen und zu informieren. Noch nie waren seit dem Zweiten Weltkrieg so viele Menschen auf der Flucht. Überall auf der Welt leiden Menschen unter gewaltsamen Konflikten, Hungersnöten und den Folgen von Naturkatastrophen. So sind immer mehr Menschen gezwungen, sich auf der Suche nach Schutz und Zuflucht auf eine lebensgefährliche Reise zu begeben. Angesichts dieser dramatischen Ereignisse sollten wir auch die konkreten Zahlen zur Kenntnis nehmen. Nach Angaben des Ministeriums für Arbeit, Soziales und Familie im Land Brandenburg am 31. Juli 2014 lebten zu diesem Zeitpunkt 3.967 Asylbewerber, 2.130 geduldete Flüchtlinge, 297 Personen, die nach der Flüchtlingskonvention anerkannt sind, 28 anerkannte Asylberechtigte im Land Brandenburg. Im Vergleich, die Gesamtbevölkerung im Land Brandenburg liegt bei circa 2,45 Millionen. Diese Zahlen relativieren die oftmals gefühlte Wahrnehmung einer überhöhten Zuwanderung. Vergessen wir dabei nicht, hinter jeder Zahl steht ein Mensch mit seiner eigenen Biografie.
Neben den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes muss in unserem reichen Land auch Platz für diejenigen sein, die unsere Fürsorge brauchen und einen Antrag auf Asyl stellen. Das Schicksal von Flüchtlingen und Migranten darf uns nicht gleichgültig lassen. Als Christinnen und Christen müssen wir uns fragen, wo in der Welt wir Jesus Christus begegnen, in welchem unserer "geringsten" Brüder und Schwestern (Mt 25,40) er uns gegenübertritt.
Es ist eine Herausforderung an uns alle, die Welt von heute in ihrer Vielfalt über Ländergrenzen, Sprachen und Kulturen als eine Welt zu sehen. Damit sollen nicht die Unterschiede geleugnet werden. Unterschiede können zu Herausforderungen im gegenseitigen Umgang miteinander werden. Hier gilt es, diesen schwierigen Fragen und Problemlagen nicht auszuweichen und nach Lösungen zu suchen.
Es braucht dazu eine "Kultur der Begegnung" - so sagt es Papst Franziskus und er fügt hinzu: "Diese allein vermag eine gerechtere und brüderlichere Welt aufzubauen".
Herzlichst,
Ihr Michael Standera