Sich ausprobieren
Konzentriert, aber auch mit sichtlichem Spaß steuert Ramona Sens die „Ameise“. Mit diesem Gabelhubwagen werden im Caritas-Markt Gaimersheim an der „Anlieferung Kleinteile“ gespendete Elektro-, Haushalts- und Spielwaren in Kisten transportiert. „Das ist meine Lieblingsbeschäftigung“, meint die 18-jährige Frau, die seit September 2014 ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in den Caritas-Wohnheimen und Werkstätten Ingolstadt absolviert, zu denen der Markt gehört. Eigentlich hat die Tätigkeit wenig mit dem zu tun, was Ramona Sens beruflich anstrebt: Sie will Kinderpflegerin werden. Doch in einem FSJ sah sie die Gelegenheit, vorher nochmals etwas anderes auszuprobieren und zudem eine große Sozialeinrichtung kennenzulernen. „Gerade im Caritas-Markt bekommt man Kontakte zu vielen Menschen, und ich habe auch schon Freundschaften mit anderen Mitarbeitern geschlossen“, ist sie froh, die Chance in dieser Einrichtung ergriffen zu haben.
Chance Betreuungsdienst
Die ebenfalls 18-jährige Sarah Biermeier sieht in ihrem FSJ dort sogar eine berufliche Perspektive. Sie will Heilerziehungspflegerin werden. Daher erhielt sie eine Chance im Betreuungsdienst der Caritas-Wohnheime. „Es ist sehr interessant, hier Menschen in vielfältigen schwierigen Lebenslagen kennenzulernen, wobei mir deren Schicksale natürlich auch nahegehen“, erzählt sie. Unter den Bewohnern sind zum Beispiel wohnungslose, suchtkranke und psychisch kranke Menschen, die zumindest vorübergehend nicht eigenständig leben können. Die Betroffenen, die sich oft schwertun mit Sauberkeit und Körperpflege, unterstützt die junge FSJlerin zum Beispiel beim Reinigen ihrer Zimmer oder beim Einkaufen. Demnächst kann sie diese vielleicht auch mal zum Arzt oder zur Apotheke begleiten. Dabei gibt sie ihnen immer zunächst „Anstöße“, möglichst selbst aktiv zu werden, legt aber auch selbst Hand an, wenn es nötig ist. „Am Anfang haben mich manche Klienten etwas böse angeschaut, weil ich sie vielleicht auch falsch eingeschätzt hatte, aber dann ist gegenseitiges Vertrauen entstanden, und jetzt sind alle nett“, berichtet die 18-Jährige lächelnd.
„Sarah hat eine soziale Ader, und da sie in jungen Jahren einsteigt, ist ein FSJ genau richtig für sie“, meint ihr Anleiter Marco Rödig, der als Heilerziehungspfleger im Betreuungsdienst der Caritaseinrichtung tätig ist. Da die junge Frau die erste FSJlerin in diesem Bereich ist, „bringt das auch Abwechslung in unser Team. Und indem wir ihr viel über unsere Arbeit erzählen, machen wir uns diese auch selbst wieder stärker bewusst“, sieht Rödig im FSJ auch eine Bereicherung für die Caritas-Angestellten. Josef Heiß, der Freiwilligendienste in der Einrichtung koordiniert, sieht eine solche noch weitergehend: „Junge Menschen bekommen bei uns vielleicht ein Sprungbrett in einen sozialen Beruf. Und davon können wir als Caritas auch wieder profitieren, ganz gleich an welcher Stelle.“
Ab 1. September neue Plätze
Während der Bundesfreiwilligendienst (BFD) sich an alle Generationen richtet, ist das FSJ ein Lerndienst für ausschließlich junge Menschen zwischen 16 und 27 Jahren. Marco Rödig gibt Sarah Biermeier in festen monatlichen Gesprächen ein „Feedback“ und neue Anregungen. Diese erhalten die Engagierten zudem in mehreren wöchentlichen Bildungsseminaren, die der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) in Bayern für sie organisiert. „Dabei haben wir uns mit vielen anderen FSJlern über unsere Einsatzstellen ausgetauscht. Es ging aber auch um die Themen Gewalt, Liebe, Drogen und Distanz“, informiert Ramona Sens, die bereits an zwei Schulungen in Bildungshäusern teilnahm.
Ab 1. September gibt es in mehreren Caritaseinrichtungen neue FSJ-Plätze. Auskünfte erteilt beim Caritasverband Eichstätt Jakob Streller, Residenzplatz 14, 85072 Eichstätt, Telefon: 08421/50-975, E-Mail: jakob.streller@caritas-eichstaett.de
Informationen gibt es auch unter www.bdkj-bayern.de/fsj