„Die Ukraine … ist näher als du denkst“
Auf der Homepage der Jahreskampagne findet sich der Satz: In einer globalisierten Welt endet die Nachbarschaft nicht am eigenen Gartenzaun, sondern gehe über Ländergrenzen hinweg. Wie nah die osteuropäische Nachbargrenze ist, durfte eine Gruppe aus Mecklenburg erleben, die sich zur Unterstützung der Armen des Landes auf den Weg gemacht hat:
… zuerst durchqueren wir Polen, bevor wir die ukrainische Grenze erreichen. Hier wirkt vieles noch vertraut, hier ist "der Westen" schon angekommen. Doch wie wird der Alltag in der Ukraine sein, wie die Menschen dort, ihre Sorgen, ihre Wünsche und Ängste?
Vom Grenzbeamten werden die Fotos in den Pässen genau neben jedem Gesicht abgeglichen. Das Verlassen des europäischen Sicherheitsgebietes bekommt seine angemessene ernste Bedeutung. Es gibt Schwierigkeiten mit dem medizinischen Teil unserer Hilfsgüter. Die gebrauchte Ware wird als neuwertig beurteilt. Somit stehen wir erstmal eine ganze Weile, bevor es weitergeht - alle sind erleichtert, als es endlich so weit ist. Da ahnen wir, auf welchen Straßen wir unterwegs sein werden, eine Schlaglochserie reiht sich an die nächste, der Winter hat kilometerlange Schadensflächen mit Kratern hinterlassen. Wir müssen langsamer fahren als geplant und kommen erst spät am Übernachtungsort an. Unterwegs kaum eine Baustelle, Maschinen stehen unbewegt am Straßenrand. Der Dolmetscher erzählt uns, dass niemand im Land weiß, wann oder ob überhaupt in diesem Jahr im Straßenbau weitergearbeitet wird …
Politisch und kulturell ist dieses Land in zwei Teile gespalten, was sich auch sprachlich verfestigt hat: Der Osten spricht überwiegend russisch, im Westen des Landes wird überwiegend die ukrainische Landessprache gesprochen. Die mit knapper Mehrheit gewählte jetzige Regierung ist wieder östlich ausgerichtet, die Wirtschaftsförderung bleibt in diesen Landesteilen. Woanders finden die Menschen keine Arbeit mehr, sind gezwungen illegal in Italien, Spanien oder Portugal zu arbeiten. Die Familien werden auseinandergerissen, manche für Jahre, zurück bleiben die Kinder und die alten Menschen. Die Generation dazwischen fehlt zunehmend. Viele Menschen sind auf den Anbau von Gemüse auf dem Acker angewiesen. Auf den Überlandfahrten sehen wir die Großeltern gemeinsam mit ihren Enkeln
am Pferdepflug oder an der Motorhacke hart arbeiten, nur selten ein findet sich ein alter Trecker…" zur Zeit ist die Bevölkerung in großer Sorge, da der Regen ausbleibt", schildert der Dolmetscher. "Wenn es nicht bald regnet, wird die schlechte Ernte im kommenden Winter die Not im Land noch vergrößern …"
Vom Ukraineprojekt werden mehrere Armenküchen regelmäßig mit Spendengeldern unterstützt. Bei unseren Besuchen dort treffen wir auf eine Gruppe Jugendlicher, die täglich während ihrer Ausbildung mit Essen versorgt werden. Die Hälfte von ihnen sind Vollwaisen, manche Halbwaisen, einige Eltern sind im Ausland, andere dem Alkohol verfallen. Und ihre Großeltern haben selbst für sich nicht genug, da die Renten zu niedrig sind… An einem anderen Ort werden von der ukrainischen Caritas obdachlose Arme mit Kleidung und Essen versorgt, nachdem sie im staatlichen Krankenhaus gewaschen, untersucht und mit Medikamenten versorgt wurden. Alte und kranke Menschen bekommen das Essen nach Hause gebracht. Ohne diese Hilfe wären einige im Winter vom Hungertod bedroht!
In dem Altenheim, welches wir aufsuchen, sind die Sanitäranlagen in den vergangenen 10 Jahren mit Spendengeldern aus Mecklenburg saniert worden, wo vorher nur ein Loch in der Erde war, steht jetzt die neue Toilette und es gibt seit kurzer Zeit auch eine Badewanne in dem bis zur Decke gefliesten Badezimmer. Hinter dem Haus liegt noch ein Berg mit Bauschutt - die Entsorgung von Müll ist in der Ukraine sehr teuer. Und an der Einrichtung der Küche ist zu erkennen, dass es auch weiterhin an den Möglichkeiten notwendiger Hygiene fehlt. Sie ist in einem Nebengelass, einem früheren Stall mit Scheune untergebracht, mit rustikaler Feuerstelle und offenem Fußboden. Lebensmittelvorräte sind im Geräteschuppen untergebracht. Auf dem Weg zu den Zimmern wird der Geruch nach Körperflüssigkeiten immer intensiver, die Menschen sind in Mehrbettzimmern untergebracht, deren Ausstattung ärmlich ist. Für den Winter befindet sich im Aufenthaltsraum ein großer, alter Kachelholzofen. Der Aufenthalt in den Zimmern ist bei der maroden Bausubstanz des Hauses nicht warm genug … auch wenn die betroffenen Menschen vor Ort uns freudig empfangen, bleibt uns bei der Abfahrt ein beklemmendes Gefühl beim Anblick dieser Not verbunden mit dem Wissen, dass diese Notleidenden ohne die Einrichtung sich selbst kaum versorgen könnten.
Hier setzt das Projekt an und bittet um jede Hilfe, da sich die Frage nach den lebensnotwendigen Gütern überall aufdrängt. Die Menschen, die in der Ukraine in Not geraten, werden vermutlich noch lange auf Hilfe von Außen angewiesen sein, um ein menschenwürdiges Dasein zu erleben. Sie wenden sich an ihre Pfarrei oder die Caritas vor Ort und bekommen dort dank ihrer Spende schnell Hilfe: Essen, Kleidung, Hygiene- und Pflegeartikel, Weihnachtspakete für ein Kinderheim und andere Gaben der Nächstenliebe. Hunger wird gestillt in den Armenküchen, Gebrauchsgüter werden sofort verteilt und erfreuen viele. Sie können mit 1 Euro pro Monat die konkrete Hilfe von Kirche zu Kirche, von Caritas zu Caritas unterstützen, denn: "Weit weg ist näher, als du denkst"