Katholiken in Not
Die katholische Pfarrgemeinde Dervisi/Banja Luka ist selbst für bosnische Verhältnisse ungewöhnlich: Seit dem Krieg (1991-1995) wohnen und leben auch dort nur noch knapp zehn Prozent der ehemaligen Gemeindemitglieder. Auch hier wurde die Pfarrkirche zerstört. Im Gegensatz zu anderen Gemeinden aber hat in Dervisi der Pfarrer auf die "Symbolkraft" einer neuen Kirche verzichtet. Im weitgehend unzerstört gebliebenen Pfarrhaus wurde eine kleine Kapelle errichtet, die Zimmer als Studentenheim genutzt und eine Küche mit Vorratsräumen installiert.
Ungewöhnlich ist auch der Pfarrer der Gemeinde. Zusätzlich ist er tätig als Professor für Altes Testament, daneben organisiert er einen vielfältigen Sozialdienst: Studentenwohnheim mit Mensa, hauswirtschaftliche Ausbildung, Jugendtreffen (auch international), ein Projekt für Kinder und Jugendliche aus Roma-Familien und eine Armenküche, die Essen zu bedürftigen und kranken Menschen ins Haus liefert.
Küche sichert Arbeitsplätze
Die Küche konnte mit einer Förderung des Katholischen Hilfswerks Renovabis und Spendenmittel der Caritas errichtet werden. Versorgt werden täglich ca. 100 Personen, denen das Essen ins Haus geliefert wird. Es handelt sich dabei um Menschen, die sich nicht mehr selbst versorgen können, die keine Unterstützung durch Verwandte und Nachbarn finden und auch um die, die sich Nahrungsmittel für eine ausreichende Versorgung schlicht nicht leisten können.
Fünf ständige Vollzeitarbeitsplätze sind durch die Küche des Sozialzentrums entstanden. Außerdem werden die Einrichtungen genutzt für Jugendausbildung, Hauswirtschaftskurse und Praktika sowie für kleine Arbeitsprojekte für alleinerziehende Mütter und arbeitslose Jugendliche. Ohne die Küche könnten auch eine Reihe internationaler Jugendlager nicht in dem Umfang und der Qualität stattfinden. Mit Unterstützung des ehemaligen Büros der Caritas Essen konnte das Sozialzentrum bisher auch andere kleinere Arbeitsprojekte für arbeitslose Jugendliche und alleinerziehende Mütter (Textilarbeit) organisieren.
Bei der Vielzahl der Aufgaben ohnehin chronisch unterfinanziert, konnten zumindest die meisten Ausgaben durch kleine Eigenbeträge (0,50 Cent) eines Teils der Abnehmer, durch Spenden der Caritas Kroatien, einer Zuwendung durch die Stadt Banja Luka sowie durch Donationen unterschiedlicher Stiftungen gedeckt werden. Das von der Caritas im Bistum Essen mitbegründete Projektbüro in Banja Luka versucht jährlich unterschiedliche Spender zu gewinnen.
Seit Ende 2010 haben sich die Probleme vor Ort verschärft: Renten (im Durchschnitt 80 -100 Euro) und Zuwendungen wurden gekürzt; Energie- und Lebensmittelpreise stiegen sprunghaft (mit Ausnahme weniger Güter entspricht das Preisniveau der meisten Lebensmittel europäischen Werten), der lange und harte Winter hat viele Menschen zusätzlich durch hohe Heizkosten belastet. Gleichzeitig hat sich die Spendenbereitschaft deutlich reduziert, insbesondere aber Zuwendungen von Stiftungen wurden beendet.
Die Küche des Sozialzentrums mit allen verbundenen Aufgaben musste 2011 ein Defizit von ca. 40.000 Euro verkraften: Das könnte das Ende der Arbeit bedeuten. Damit würde dann wieder eine Maßnahme zur Armutsbekämpfung entfallen, ohnehin das große Defizit in der Entwicklungszusammenarbeit. Die Projekte für arbeitslose Jugendliche und Einkommen schaffende Maßnahmen sind vom materiellen Umfang zu klein, um in den Projektlinien der EU oder der zuständigen Ministerien berücksichtigt zu werden.
Vor diesem Hintergrund ist Unterstützung umso wichtiger: Jede Spende hilft. Stichwort: "Projektbüro Banja Luka", Spendenkonto 14 400 (Caritasverband für das Bistum Essen) bei der Bank im Bistum Essen, BLZ 360 602 95