Den Sterbenden beistehen!
Sterben bedeutet unnötiges Leiden, wenn das Wissen um die Bedürfnisse der Sterbenden und die Begleitung durch zugewandte Mitmenschen fehlt. So lautete die erschreckende Diagnose in den 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Doch dann machten Frauen und Männer mitten in unserer Gesellschaft auf, Jüngere und Ältere, Bürger mit und ohne Verbindung zur christlichen Gemeinde, das Elend der Sterbenden zu beenden. Sie schlossen sich in kleinen Gruppen, Gemeinschaften, später Vereinen zusammen, um Sterbende und ihre Angehörigen im letzten Lebensabschnitt zu begleiten, um zu hören und zu sprechen, um kleine Unterstützungen zu geben, um einfach da zu sein. Die Hospizbewegung entwickelte sich unspektakulär und "von unten". Durch dieses Engagement angeregt und herausgefordert entdeckten auch Mediziner und die Pflegende, dass sie mit ihrem Latein noch nicht am Ende sind, wenn es nichts mehr zu therapieren gibt. Dass im Gegenteil ihr heilsames Handeln auch dem Unheilbaren gut tut. So ergänzten und unterstützten Palliativ-Medizin und -Pflege das Angebot der Hospizgruppen. Damit wurde allerdings auch den Bedarf nach regulärer Verankerung dieser Dienste im Gesundheitssystem deutlich - finanziell und personell. Hier besteht für die Caritas auch ein politischer Auftrag. Und dennoch bleibt die Hospizbegewegung eine der potentesten freiwilligen Initiativen der Zivilgesellschaft, in der Caritas und darüber hinaus. Immer noch vermögen es die stationären Hospize und die ambulanten Hospizgruppen, Freiwillige aus allen Milieus zu interessieren, zu begeistern, zu qualifizieren und zu binden. Den Sterbenden beistehen - so lange unsere Gesellschaft sich an diese Aufgabe erinnert - sichert sie ein wichtiges Stück ihrer Humanität, und viele freiwillige und berufliche Mitarbeiter sind mit großem Engagement dabei.
Dr. Andreas Wittrahm
Bereichsleiter Facharbeit und Sozialpolitik im Caritasverband für das Bistum Aachen e.V.