Viele Chancen, neue Wege
"Die Gesellschaft hat sich verändert, auch das Familienleben hat sich verändert. Vor 20 Jahren hatten wir hier in unserer Gemeinde jeden Tag eine Veranstaltung. Heute ist nur der Dienstag Veranstaltungstag", sagt Pfarrer Mönch. Es sei ihm daher ein großes Anliegen, seine Gemeinde Corpus Christi lebendig zu halten. Das ist sicher auch im Sinne des Erzbistums Berlin, das mit dem Hirtenbrief 2012 den Prozess zur Bildung Pastoraler Räume angestoßen hat. Katholische Gemeindemitglieder werden älter, jüngere kommen wenig nach - der demographische Wandel macht sich bemerkbar. Bis 2020 sollen vor diesem Hintergrund im Bistumsgebiet etwa 30 Pastorale Räume entstehen. Mit der Zusammenlegung mehrerer Pfarrgebiete soll das "kirchliche Leben" gestärkt werden. Maßgeblich für dieses zukünftige kirchliche Leben ist, dass sich alle katholischen Einrichtungen untereinander vernetzen. Erwünscht ist, dass sich Pastorale Räume durch Gespräche und Abstimmungen ergeben, ohne dass (bisher) vom Erzbistum gesteuert wird.
In Berlin-Lichtenberg trägt der neue Austausch bereits erste Früchte - das Caritas-Beratungszentrum am Fennpfuhl und Pfarrer Mönch stehen in regelmäßigem Kontakt. "Momentan sind wir in einer Experimentierphase, um zu sehen, was gut funktioniert", sagt Dagmar von Lucke, Leiterin des Beratungszentrums. Eine Handvoll fester Absprachen hat sich daraus schon jetzt ergeben. Beispielsweise kann der Pfarrer hilfebedürftige Migranten, die auf ihn zukommen, direkt an den Caritas-Migrationsdienst verweisen. Bei Notfällen aller Art gilt, dass er Martina Nowak von der Allgemeinen Sozialen Beratung anrufen und sie nach ihrem Expertenrat fragen kann. "Es ist ein riesen Vorteil, wenn beide Seiten sich persönlich kennen, das macht alles einfacher", sagt Pfarrer Mönch.
Auch Martina Nowak sieht generell viele positive Aspekte in der aktuellen Entwicklung. Zusammen mit dem katholischen Fachverband In Via verfolgt sie zum Beispiel das Thema Alleinerziehende und möchte ein spezielles Beratungs- und Selbsthilfeangebot aufbauen: "Man hat das Gefühl, alles ist in Bewegung. Es ergeben sich viele neue Kontakte, was ich spannend finde." Neben Corpus Christi sind auch andere Gemeinden an einer Zusammenarbeit interessiert. "Die Entwicklung der Pastoralen Räume hat den Vorteil, dass Caritas-Dienste bekannter werden, und dass man unbürokratischer handeln kann", sagt Dagmar von Lucke.
Noch ist nicht klar, wie der neue Pastorale Raum in der Region Berlin-Lichtenberg aussehen wird. Eine Herausforderung ist es, dass die Grenzen der Pfarrgebiete nicht identisch mit den Bezirksgrenzen sind, so dass sich die Frage nach Zuständigkeiten ergibt. Bei der Bildung des Pastoralen Raums ist es Pfarrer Mönch zudem sehr wichtig, dass bestehende Sozialräume erhalten bleiben. Eine große Chance des Pastoralen Raums sei es auch, neue Synergien zu schaffen: "Gemeinde kann sehr viel initiieren, aber Gemeinde muss mehr sein als Gottesdienststandort."