„Die Lage ist katastrophal - und wird noch schlimmer"
Als katastrophal bezeichnet der Erzbischof von Mossul Emil Shimoun Nona die Lage der Flüchtlinge im Nordirak. "Die Situation hat sich weiter verschlechtert. Es fehlen Unterkünfte, Lebensmittel, Medikamente und medizinische Versorgung. Ein schnelles Ende des Elends ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Es wird noch schlimmer", sagte der Erzbischof jüngst beim Besuch der Ruhrcaritas in Essen.
Das Hauptproblem seien derzeit fehlende Unterkünfte. "Viele leben menschenunwürdig im Freien, in unfertigen Häusern. Im Oktober setzt Starkregen ein. Danach steht der Winter mit bis zu minus 10 Grad vor der Tür. Krankheiten breiten sich aus. Viele wissen nicht, wie sie überleben sollen. Die Zeit drängt", so Nona.
Angst vor dem IS-Terror
Seit 2009 ist er chaldäisch-katholischer Erzbischof von Mossul und ist selbst Flüchtling. Nach der Eroberung seiner Heimatstadt durch die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) floh er mit seinen christlichen Schwestern und Brüdern nach Erbil. Jetzt hofft er auf die Einrichtung von Zeltstädten - und auf weitere Hilfe aus Deutschland. Die Ruhrcaritas hat spontan ihre Hilfen aufgestockt und die Versorgung von 150 weiteren Familien mit Lebensmitteln zugesagt.
Schätzungsweise eine Million Flüchtlinge leben im Nordirak, 100.000 davon sind Christen. Nona: "Viele wollen nicht zurück, auch wenn ihre Dörfer befreit wurden. Die Angst ist zu groß vor weiteren islamistischen Terrorangriffen." Gleichzeitig zeigte sich der Bischof enttäuscht von den Muslimen im Nordirak. "Das Verhältnis war nicht so schlecht. Aber dann haben sie uns ausgeraubt. Viele von uns mussten mit dem fliehen, was sie am Leib trugen. Jetzt sind wir Christen auf uns allein gestellt", so der chaldäisch-katholische Geistliche.
Signal deutscher Muslime
Derweil wünscht sich die Caritas im Bistum Essen ein deutliches Solidaritäts-Signal deutscher Muslime. "Ich frage mich, warum bislang keine islamische Autorität in Deutschland diese Verbrechen klar verurteilt und gesagt hat, dass Mord und Terror nicht mit dem Koran, mit dem Glauben vereinbar sind", so Dr. Hans-Werner Thönnes, Bischofsvikar für die Caritas im Bistum Essen. "Ich wünsche mir eine klare Haltung und öffentliche Positionierung." Die Berichte von Bischof Nona machen ihn fassungslos: "Ich bin entsetzt von der dramatischen Lage." Gleichzeitig sagte er weitere Hilfe zu.
Bischof Nona dankte der Caritas im Bistum Essen und den vielen Spenderinnen und Spendern. "Es ist tröstlich, diese Solidarität zu spüren. Wir halten an unserem Glauben fest, er gibt uns die Kraft zu überleben. Gleichzeitig brauchen wir Eure Unterstützung", sagte der Bischof. Seit vier Jahren ist er Partner der Essener Caritas für Hilfsprojekte im Irak. Die Caritas im Ruhrbistum ist dort seit 2007 im Einsatz. "Seitdem konnten wir mit über 1,7 Millionen Euro Spendengeldern Hilfsgüter wie Babynahrung, Medikamente, Winterkleidung oder Nahrungsmittel verteilen", so Rudi Löffelsend, Koordinator für die Hilfen der Caritas im Irak.
Die Caritas bittet weiter um Spenden
Empfänger: Caritasverband für das Bistum Essen
Stichwort: "Flüchtlinge Nordirak",
IBAN DE75 3606 0295 0000 0144 00
oder Konto 14400 bei der Bank im Bistum Essen, BLZ: 36060295