Caritas: Geschönte Statistik im Ruhrgebiet
Monat für Monat berücksichtigt die Bundesagentur für Arbeit einen Teil der über 58-jährigen faktisch Arbeitslosen nicht in der Statistik. Ältere Hartz IV-Empfänger haben ein überdurchschnittlich hohes Risiko einer langfristigen Hilfebedürftigkeit. Erwerbsfähige Leistungsberechtigte über 50 Jahre werden seltener gefördert. Das sind die alarmierenden Ergebnisse des aktuellen "Arbeitslosenreports NRW", den die Wohlfahrtsverbände NRW vorlegen.
Diese Entwicklung bildet sich auch in den Städten und Kreisen im Bistum Essen ab. "Hier werden aufgrund gesetzlicher Vorgaben 12.083 ältere Arbeitslose über 58 Jahre statistisch nicht zu den Arbeitslosen gezählt", kritisiert der Direktor der Ruhrcaritas, Andreas Meiwes. Der Grund: Diese Menschen haben in den letzten zwölf Monaten kein Jobangebot erhalten oder Arbeitslosengeld bzw. Hartz IV-Leistungen unter erleichterten Bedingungen bezogen.
"Genauso skandalös ist, dass ältere Hartz IV-Empfänger am stärksten von Langzeitleistungsbezug betroffen sind, aber kaum arbeitsmarktpolitische Förderung erhalten", so Meiwes. In den Städten und Kreisen des Ruhrbistums waren im März 2014 genau 53.755 Langzeitleistungsbezieher über 50 Jahre registriert. "Nur jeder 20ste erwerbsfähige Leistungsberechtigte über 50 Jahre im Ruhrgebiet erhält im Schnitt die Möglichkeit, an einer arbeitsfördernden Maßnahme teilzunehmen", kritisiert Meiwes.
Die in unzähligen Sonntagsreden hochgeschätzte berufliche Kompetenz und Erfahrung gerade bei älteren erwerbsfähigen Arbeitslosen werde durch die Ergebnisse des aktuellen Arbeitslosenreports ad absurdum geführt. "Wir fordern eine wahrnehmbare Intensivierung der arbeitsmarktpolitischen Förderungen auch für Menschen über 50, und wir erwarten eine transparente Darstellung ihrer Situation", so Meiwes.