Für viele eine wesentliche Unterstützung
"Ich hatte das lange vor mir hergeschoben und immer wieder gezögert", berichtet Irene Kress aus Kalbach. "Dabei wollte ich unbedingt endlich eine Patientenverfügung und eine Betreuungsverfügung verfassen." "Und es ist schön, dass wir so gut beraten wurden, dass jetzt wirklich alles unter Dach und Fach ist", ergänzt ihr Mann Walter Kress. Wie viele andere Menschen trieb das Ehepaar die Sorge vor dem Alter um: Wie wird es sein, wenn ich nicht mehr alleine kann? Wer sorgt für mich, wenn es keine Familienangehörigen in der Nähe gibt? Wie regele ich es, dass bei Pflegebedürftigkeit und am Lebensende in meinem Sinne gehandelt wird? Versorgungsverfügung und Patientenverfügung sind die Instrumente, die in diesen Fragen Sicherheit geben sollen. Doch ganz ehrlich: Wer beschäftigt sich schon gerne frühzeitig und dann auch noch so intensiv mit Fragen, die das eigene Ende betreffen? Wie kann man sicher stellen, dass die Formulierungen individuell auf die eigene Situation passen und trotzdem - sinnbildlich gesprochen - hieb- und stichfest sind, also juristischen Bestand haben?
Betreuungsvereine vom Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Fulda und Kassel sowie von der Caritas Nordhessen-Kassel stehen im Bistum Fulda bereit, um Menschen fachlich zu beraten und derlei Fragen zu klären. Beraterin Ruth Hartmann vom SkF Fulda: "Oft ist es dank einer persönlichen Empfehlung, dass jemand unsere Beratung aufsucht. Wir schauen auf die persönliche Situation, und bei Vorhandensein von familiären Bindungen ist in der Regel dann auch eine Vorsorgeverfügung möglich. Für Menschen ohne Familie im Hintergrund bleibt meist nur als Mittel der Wahl die Betreuungsverfügung für den Betreuungsverein. Trotzdem sind die Menschen immer erleichtert, wenn das Papier fertig gestellt und die Sache erledigt ist." Dem Berater Bernd Krieg ist es demgegenüber vor allem ein Anliegen, den Menschen ihre Angst vor einer gesetzlichen Betreuung zunehmen: "Die Betreuung unter staatlicher Aufsicht bietet ja auch eine Menge an Sicherheit", betont er.
Wann gesetzliche Betreuung?
Eine gesetzliche Regelung der Betreuung erfolgt dann, wenn Menschen - verursacht durch Alter, Gebrechlichkeit, Krankheit oder Behinderung - nicht mehr allein und ohne Hilfe ihre Angelegenheiten regeln können, es jedoch keine vorsorgliche Vollmachtverfügung gibt.
Über den Betreuungsverein in Kassel lesen Sie hier:
Ehrenamtliche Begleiter statt behördlich angeordnete Betreuung
Entspannte Atmosphäre in einem der Tagungsräume bei der Caritas Nordhessen-Kassel: Susanne Jeck und Claudia Rott haben die ehrenamtlichen Betreuer zur sechswöchentlich stattfindenden Gesprächsrunde eingeladen. Peter Wille ehemaliger Krankenkassen-Sachbearbeiter und seit fünf Jahren im Ruhestand, ist einer von ihnen. Auf Grund seiner beruflichen Erfahrungen im Führen von Beratungsgesprächen geht er sehr professionell an dieses Ehrenamt heran und hat derzeit parallel fünf Betreuungen. "Ich könnte noch mehr übernehmen", lacht er, "ständig werde ich deswegen angefragt. Aber es muss im Rahmen bleiben - ich will ja auch für die einzelnen Betreuten genug Zeit haben". Die Chemie muss seiner Meinung nach stimmen, ohne persönlichen Kontakt geht es nicht: "Gespräche mit meinen Betreuten führe ich regelmäßig, und das mache ich dann auch gerne in einem Café", erläutert er.
"Das Hauptproblem, das viele ehrenamtlichen Betreuer haben, ist die emotionale Nähe zu ihren Fällen", erläutert Claudia Rott. "Es ist aber natürlich wichtig auch zu lernen, sich abzugrenzen, sonst werden die Aufgaben immer mehr, und man muss irgendwann dann etwa auch entscheiden, ob noch genug Wäsche im Schrank ist oder ähnliches. Dafür hat aber die Einrichtung Sorge zu tragen, wenn der Betreute beispielsweise in einem Pflegeheim lebt." Die gemeinsame Gesprächsrunde biete den ehrenamtlichen Betreuern die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch, zum Abklären von etwas schwierigeren Einzelentscheidungen, aber auch einfach zum entspannenden Gespräch miteinander.
Beide Hauptamtlichen, Susanne Jeck und Claudia Rott, sind selbst auch im Betreuungsdienst tätig und kennen somit die entscheidenden Problemstellungen aus eigener Erfahrung. So können sie "ihren" Betreuern den Rücken stärken. Geregelt werden müssen im Rahmen einer Betreuung meist Verwaltungsangelegenheiten, Geldgeschäfte, aber auch medizinische Entscheidungen. Die Freiwilligen schreckt diese Verantwortung kaum. Sie genießen eher das Gefühl der Intensität, einer einzelnen Person wirklich beistehen zu können und zu helfen. " Ich war früher im Bereich der Haus- und Familienhilfe tätig", erklärt Inge Derwisch, "doch hatte man da viel zu viel Hektik und zu wenig Zeit für die einzelnen Klienten. Seit 15 Jahren übernehme ich jetzt Einzelbetreuungen - das ist auch für mich als Betreuende wesentlich schöner und befriedigender." Neu im Kreis der Betreuer ist Sigrun Borg, eine examinierte Krankenpflegerin. "Mir ist das in meinem Beruf zu viel geworden", berichtet sie. "Es war zuletzt einfach zu viel Stress. Nun habe ich den Betreuungskurs gemacht und werde demnächst eine erste ehrenamtliche Betreuung übernehmen. Ich bin sehr gespannt…"
"Das wird schon werden", lacht Susanne Jeck. "Wichtig ist, dass alle Ehrenamtlichen vor Aufnahme ihrer Betreuungstätigkeit die von uns angebotene Schulung durchlaufen. Dann haben sie schon ein gutes Grundgerüst für den Start in dieser Tätigkeit. Ansonsten sind wir natürlich auch immer erreichbar, wenn es Situationen gibt, die abgeklärt werden müssen. Im Zweifelsfall sind unsere Betreuer nicht auf sich allein gestellt!"
Kontakt und Infos zur Betreuung
Wer sich zur Abfassung von Patientenverfügung, Versorgungs- oder Betreuungsverfügung beraten lassen will, kann sich in Fulda und Kassel an unten stehende Adressen wenden.
Ebenfalls erhalten alle Interessierten an der ehrenamtlichen Betreuer-Tätigkeit über diese Kontakte Informationen und können Rückfragen klären.
Kontakt:
Caritasverband Nordhessen-Kassel e. V.
Die Freiheit 2
34117 Kassel
info@caritas-kassel.de
Tel. 0561/7004-219 (Susanne Jeck) oder -218 (Rita Ewig)
Sozialdienst katholischer Frauen Kassel
(gleiche Hausanschrift)
skf-kassel@t-online.de
Tel. 0561 / 7004-236 (Claudia Rott).
Sozialdienst katholischer Frauen Fulda
Rittergasse 6
36037 Fulda
info@skf-fulda.de
Tel. 0661 / 8394-0 (Ruth Hartmann, Bernd Krieg)