Engagement gut für Abstinenz
Wie sind Sie zum Kreuzbund gekommen?
Ich hatte aufgrund einer Ehekrise und damit verbundener Schlafprobleme zu Wein und Schnaps gegriffen. Dank meiner Herkunftsfamilie, die mir sehr half, ließ ich mich vor 25 Jahren auf eine Entgiftung im Klinikum ein. Dort stellt sich der Kreuzbund immer wieder vor, dem ich dann beitrat.
So habe ich gelernt, abstinent zu leben.
Hat es Sie Überwindung gekostet, in eine Selbsthilfegruppe zu gehen?
Mich auf die Entgiftung einzulassen war sehr schwierig. Ich hatte mir zuvor mein Alkoholproblem schöngeredet. Als meine Abhängigkeit im Klinikum auch für mich offenkundig wurde, war es ein logischer Schritt, einer Selbsthilfegruppe beizutreten. Es tut gut, in einer Kreuzbundgruppe einmal pro Woche seine Sorgen und Nöte gegenüber Mitbetroffenen auszusprechen. Wichtig für mich war, dass ich nach kurzer Zeit in eine andere Gruppe wechseln konnte, in der ich mich wohler fühlte. Jeder kann bei uns in der Gruppe sein, in der er sein will – unabhängig vom Wohnort. Später gründete ich eine spezielle Frauen-Selbsthilfegruppe. Denn wir stellten fest, dass dies zum Beispiel für Frauen mit Erfahrungen sexueller Gewalt der geeignetere Rahmen ist.
Kann man allein durch eine Selbsthilfegruppe „trocken“ werden, ohne professionelle Hilfe?
Das kommt sehr selten vor. Ich rate allen Betroffenen dazu, auch professionelle Hilfen in Anspruch zu nehmen, weil es dann besser und leichter geht. Und bei bestimmten mit der Sucht zusammenhängenden Problematiken wie Traumatisierungen und Depressionen ist fachliche Unterstützung unerlässlich.
Der Kreuzbund Diözesanverband ist ein Verein mit 260 Mitgliedern. Sind Sie als Vorsitzende mit der Entwicklung zufrieden?
Wir müssen nach wie vor unserem ersten 1. Vorsitzenden Peter Speer dankbar sein, der 1989 den Grundstein für Gruppen, Austausch, Schulungen für Gruppenleiter und vieles mehr legte. Der quantitative Mitgliederstand heute kann sich sicherlich sehen lassen. Ich wünsche mir aber, dass sich mehr aktiv engagieren: für eine Vorstandstätigkeit, als Gruppenleiter, für Infostände oder für Freizeitzeitveranstaltungen. Das wäre übrigens auch im eigenen Interesse der suchtabhängigen Menschen. Denn eine Studie hat gezeigt: Wer sich selbst aktiv in der Selbsthilfe einbringt, hat größere Chancen, abstinent zu leben. Und das ist auch meine persönliche Erfahrung.
Service
Im Bistum Eichstätt gibt es Kreuzbundgruppen in Ingolstadt (Ansprechpartnerin: Helga Markart, 0176/83264306), Gaimersheim (Christa Sperr, 0841/73903), Treuchtlingen (Wolfgang Kühn, Telefon 09094/1441) und Nürnberg (Heidi Schmeckenbecher, 09129/402107). Ferner gibt es verschiedene Zusatzangebote: Seniorentreff (Dorothea Gabriel, 08450/1610), Frauengesprächskreis und Angehörigengesprächskreis (Christa Sperr, 0841/73903), Männergesprächskreis (Karl Redl, 0841/9515275) und Seelsorgegespräche (Pfarrer Klaus Meier, 0841/72185).
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