Die Kräfte bündeln
Als die Seelsorgeeinheit Aachtal, die Caritas Singen-Hegau und die Diakonie Konstanz in Rielasingen-Worblingen Ehrenamtliche für die Unterstützung von rund 40 Flüchtlingen und Asylbewerbern suchten, meldeten sich spontan zehn hilfsbereite Frauen und Männer. Eine ehemalige Lehrerin bot Deutsch-Kurse an, die Mutter einer vierjährigen Tochter wollte ein Flüchtlingskind betreuen, der Betreiber einer Fahrradwerkstatt wollte den Flüchtlingen Fahrräder zur Verfügung stellen. Ein Ägypter und ein Iraker boten sich als Dolmetscher an.
Spontan große Hilfsbereitschaft in den Gemeinden
Zugleich gibt es in den Kirchengemeinden eine hohe Bereitschaft, sich für die Flüchtlinge einzusetzen. Als im Frühjahr 2013 40 Flüchtlinge nach Stockach kamen, riefen die beiden Pfarrgemeinden zur Unterstützung auf. Rasch meldeten sich rund 20 Menschen, die zwar nicht zum inneren Kern der Pfarrgemeinde gehören, sich aber dennoch engagieren wollten. Daraus bildete sich bald ein Helferkreis, der mit Angeboten wie Sprachkurse, gemeinsames Backen und Gemeinschaftstagen Brücken zur Gemeinschaftsunterkunft schlug. Den Kreis leiten zwei ehrenamtlich tätige Frauen aus der Gemeinde.
Anlaufstelle hilft Gemeinden in ihrem Engagement
Die Hilfe will allerdings koordiniert sein, wie Diakon Wilfried Ehinger vom Caritas-Ausschuss sagt. Vertrauen muss aufgebaut, kulturelle Hintergründe und traumatische Erlebnisse der Flüchtlinge müssen berücksichtigt werden ebenso wie die Vernetzung mit den zuständigen Behörden und Fachberatungsstellen. Hier setzt das Projekt der Caritas in Singen an, das ehrenamtliches Engagement in den Pfarrgemeinden und Seelsorgeeinheiten mit professionellem Know-how in der Flüchtlingssozialarbeit unterstützt. Der Diözesan-Caritasverband Freiburg stellte aus Mitteln der Caritas-Sammlung 2013 für eine Projektstelle der Caritas in Singen 24000 Euro bereit. Miglena Abrasheva arbeitet in dieser Anlauf- und Vernetzungsstelle für Pfarrgemeinden und Seelsorgeeinheiten, die sich für Flüchtlinge engagieren oder die Ehrenamtliche für einen Unterstützerkreis vor Ort gewinnen wollen. Miglena Abrasheva sorgt für die Querverbindung zur Fachberatung und vermittelt Kontakte zu Behörden.
Leere Pfarrhäuser als Wohnungen für Flüchtlinge
Der Singener Caritas-Geschäftsführer Wolfang Heintschel wandte sich an den Dekan von Engen, Matthias Zimmermann, und bat ihn mit Blick auf leerstehende Pfarrhäuser um Unterstützung bei der Suche nach Wohnungen für die Flüchtlinge. Gemeinsam schrieben die beiden alle Pfarrer an. Zimmermann selbst stellte das verwaiste Pfarrhaus in Engen-Welschingen für Asylbewerber zur Verfügung. Nach einem zügigen Umbau durch das Landratsamt wohnen dort jetzt zwei Familien aus Syrien und Indien.
Der Umgang mit Flüchtlingen und Asylbewerbern ist für Wolfgang Heintschel eine große Chance, dass Kirche und Caritas gemeinsam ein Zeichen der Solidarität setzen – auch in einer verlässlichen kirchlichen Finanzierung der professionellen Unterstützung von Ehrenamtlichen.