600 Leben - Gemeinsam Suizide verhindern
Der Himmel über Berlin verheißt nichts Gutes an diesem 10. September, dem Welt-Suizid-Präventionstag 2014: Dunkle Wolken und sich ankündigender Regen. Das passt zum Thema, denn in Deutschland nehmen sich jedes Jahr 600 Menschen unter 25 Jahren das Leben. Mit einer symbolischen Großaktion vor dem Brandenburger Tor möchte das Aktionsbündnis "600 Leben" auf das Thema Suizid aufmerksam machen. Unter den Aktionspartnern ist auch das Caritas-Projekt [U25], das Online-Suizidprävention betreibt. "Ich bin Teil der Aktion, damit Suizid in Zukunft kein Tabuthema mehr ist", sagt Stella. Die 23-Jährige ist so genannte Peer-Beraterin (Peer: Englisch, "Gleichaltrige") im [U25]-Team. Jugendliche können sie anonym per E-Mail kontaktieren und bekommen Rat. Seit einem halben Jahr hat sie u.a. zusammen mit [U25]-Projektleiterin Christina Obermüller die Aktion mit vorbereitet und viele Ideen eingebracht. "Heute Morgen waren Stella und ich noch in Köln im RTL-Studio, um ein Interview für ‚Guten Morgen Deutschland‘ zu geben", berichtet Christina Obermüller.
Etwa 400 Menschen haben sich heute pünktlich um 14 Uhr versammelt und lassen sich beim Hupsignal mitten auf dem Pariser Platz auf den Boden fallen. Wie von den Organisatoren eingewiesen, bleiben sie dort über eine Minute lang liegen. Eine ungewohnte Ruhe kehrt auf dem sonst so lebhaften Mittelstreifen vor dem Brandenburger Tor ein. Joana Hauff von Freunde fürs Leben e.V. und heutige Hauptkoordinatorin, wird nach dem monatelangen Vorbereitungstrubel jetzt die Bedeutung dieses Tages richtig bewusst. Sie erkennt trotz der Menschenmenge, dass manche Teilnehmer weinen, weil sie um Angehörige trauern: "Das war, als wäre in diesem Moment die Zeit stehen geblieben", sagt Hauff später. Journalisten, Fotografen und Schaulustige stehen in einer Traube am Fuß der Aktionsfläche, wo Teilnehmer aller Altersstufen liegen, manche in grünen T-Shirts, denn Grün ist die Mottofarbe von "600 Leben". Auslöser klicken im Stakkato. Nach Ablauf der Zeit kommen Helfer in weißen T-Shirts auf den Platz und helfen den Teilnehmern auf. Und das ganz bewusst. Das Hände-reichen steht symbolisch dafür, dass jeder etwas gegen Suizid tun kann: Mit Gefährdeten oder Betroffenen über das Thema sprechen und Hilfsangebote nutzen. Zeit für Gespräche gleich im Anschluss an die Aktion haben die Organisatoren deshalb auch miteingeplant: "Ziel der Aktion war es, das Thema Suizid aus der Tabu-Zone zu holen. Wir haben ein deutliches Zeichen gesetzt, dass wir davor nicht länger die Augen verschließen dürfen und offen über das Thema sprechen müssen", sagt Joana Hauff.
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