Wo Hauptamtliche passen müssen
Eine Alternative dazu schien es nicht zu geben. Knapp zwei Jahre später hat die 27-jährige Dortmunderin für sich und ihre Familie wieder eine Perspektive. Sie hat Arbeit gefunden, ihre Schulden bekommt sie auch in den Griff. Allein hätte sie das niemals geschafft. Friedhelm Hoffmann vom Projekt "Vertrauen lernen - Perspektiven finden" des Katholischen Vereins für Soziale Dienste (SKM) in Dortmund begleitete sie ehrenamtlich auf ihrem Weg in ein neues Leben.
Da weiterhelfen, wo die hauptamtlichen Mitarbeiter passen müssen. So lässt sich die Idee hinter dem Paten-Projekt des SKM zusammenfassen. "Bei der Schuldner- und Insolvenzberatung sind uns enge Grenzen gesetzt", erläutert Karin Müller, Schuldnerberaterin des SKM das Dilemma, in dem sie immer wieder steckt: "Hinter den finanziellen Schwierigkeiten der Klienten verbirgt sich häufig ein ganzer Berg von Problemen, die im Rahmen der Termine einfach nicht alle zu klären sind." An dieser Stelle greifen die ehrenamtlichen Paten ein. Menschen wie der 63-jährige Friedhelm Hoffmann aus Witten. Sie bringen Lebenserfahrung mit. Und sie geben nicht sofort auf, wenn es etwa bei der Arge heißt: "Dafür sind wir nicht zuständig!"
"Zum reinen Nichtstun bin ich noch ein bisschen zu fit", bringt der Schulleiter im Vorruhestand seine Motivation für eine Patenschaft auf den Punkt. An Bürokratie ist er gewöhnt und mit Behörden kann er umgehen: "Hartnäckig sein und nicht aufgeben, das habe ich in meinem Berufsleben gelernt." Dazu kommt seine Erfahrung als Pädagoge. Sicherlich auch ein Grund, warum Svenja W. mit seiner Unterstützung in den vergangenen beiden Jahren so viel erreicht hat.
Dass ihr jemand zur Seite stand, einen Rat gab oder sie bei einem Behördengang begleitete - für die vierfache Mutter war das eine völlig neue Erfahrung. Unterstützung durch die Eltern kannte sie so gut wie gar nicht. Nicht zuletzt deshalb, meint sie, begann ihre "Schuldenkarriere" schon mit 16 Jahren: "Meinen Dispo habe ich sofort überzogen, und das ist immer so geblieben." Irgendwann lief alles aus dem Ruder, die unbezahlten Rechnungen stapelten sich. Svenja W. und ihr Mann, der aus Marokko stammt, verloren den Überblick. Die Gläubiger machten Druck. Bei einer Veranstaltung zur Schuldenprävention im Kindergarten kam die Dortmunderin mit der Schuldnerberatung des SKM in Kontakt. Schnell entstand die Idee, ihr einen Paten zur Seite zu stellen.
Mit der Hilfe des 65-jährigen Witteners hat sie mittlerweile eine Arbeit als Altenpflegehelferin gefunden. "Ohne Friedhelm hätte ich wahrscheinlich beim ersten Rückschlag wieder aufgegeben", vermutet sie. Der gibt das Kompliment prompt zurück: "Wenn Svenja motiviert ist, schafft sie vieles, was sie sich früher nie zugetraut hätte." Aus den gemeinsamen Erfolgserlebnissen ziehen beide die Kraft, die es braucht, um weiter voranzukommen und nach Niederlagen nicht aufzugeben.
"Ein ganz wichtiger Punkt bei diesem Projekt", erläutert SKM-Geschäftsführer Alwin Buddenkotte. Die "Chemie" in so einer Patenschaft müsse stimmen. Dann könne gemeinsame unheimlich viel erreicht werden: "Dafür sind Svenja W. und Friedhelm Hoffmann ein Paradebeispiel!"