Mit Leidenschaft für den "Club" und für alte Menschen
Daniel Köpfer (18) ist ein kräftig gebauter junger Mann. Er ist leidenschaftlicher "Clubfan" und feuert bei jedem Heimspiel lautstark den 1. FC Nürnberg an. Beruflich stellt man sich ihn auf den ersten Blick vielleicht als "Brummifahrer" vor oder als jemand, der mit schweren Geräten zu tun hat. Doch der erste Blick trügt. "An Maschinen zu arbeiten liegt mir nicht", weiß Daniel, seit er einmal in einem Praktikum mit ihnen umgehen musste. Nach seiner Mittleren Reife im vergangenen Jahr begann er einen Bundesfreiwilligendienst (BFD) im Caritas-Altenheim St. Marien in Herrieden. Er will Altenpfleger werden.
Mehrere Jahre verfolgte Daniel die Arbeit von Pflegerinnen und Pflegern, die sich um seine vor kurzem verstorbene Oma kümmerten. Diese Arbeit gefiel ihm, doch wusste er nicht, ob auch er für sie geeignet ist, ob er zum Beispiel alte Menschen waschen kann. Der BFD hat ihm die Chance gegeben, das auszuprobieren. Bereits nach wenigen Wochen im Caritas-Altenheim war ihm klar, dass er sich später zur Altenpflege-Fachkraft ausbilden lassen will. Vieles lernt er jetzt schon im BFD. In der sogenannten Grundpflege ist er in viele Tätigkeiten einbezogen: alte Menschen waschen, rasieren, anziehen und ihnen Essen anreichen. Zwei bettlägerige alte Menschen lagert er auch, damit sie nicht wundliegen.
"Auffrischung für unser Haus"
Pflegedienstleiterin Anni Wedel freut sich, dass der junge BFDler mitwirkt: " Er ist eine Auffrischung für unser Haus, und die Leute mögen ihn." Von Vorteil sei durchaus, dass sie mit Daniel einen "stattlichen Mann" gewonnen hätten: nicht nur für die "Männerquote" im Pflegeheim, in dem insgesamt 39 Mitarbeiterinnen gegenüber vier Mitarbeitern klar die Oberhand haben. "Viele alte Männer wollen auch lieber von Männern gepflegt werden", weiß Anni Wedel. Ihr junger Kollege Daniel bestätigt: "Beim Waschen haben da manche schon ein gewisses Schamgefühl.". Thomas Gatterer, gerontopsychiatrische Fachkraft, beobachtet zudem, dass insbesondere aus dem ländlichen Bereich kommende demenzkranke alte Menschen junge Männer zum Teil wie ihren eigenen Sohn oder Enkel betrachten. Wenn diese wie Daniel dann auch noch zuverlässig und mit Einfühlungsvermögen für sie da sind, sei dies von unschätzbarem Wert.
Gerne hat Thomas Gatterer daher Daniel auch in verschiedene Betreuungs- und Aktivierungsangebote einbezogen. Zum Beispiel in die Biographiearbeit: Hier dreht Daniel vor den Augen der alten Menschen etwa an einer alten Kaffeemühle, damit sie sich daran erinnern und erzählen, wie sie früher Kaffee zubereiteten. Beim Gedächtnistraining gibt er den alten Menschen Bälle in die Hand, mit denen sie bei einem Wurfspiel Punkte erzielen können. Die Punkte müssen die alten Menschen schließlich selbst zusammenrechnen - hier hilft Daniel unter Umständen etwas nach. Außerdem singt er mit den Bewohnerinnen und Bewohnern alte Volkslieder, kocht mit ihnen und unterhält sie mit "Mensch ärgere dich nicht". Mit den noch weniger pflegebedürftigen Menschen wie der in diesen Tagen 80 Jahre alt werdenden Anneliese Bast studiert er auch die Zeitung. "Ich finde es gut, dass es junge Leute gibt, die sich für alte Menschen engagieren. Und dieser hat eine gewisse Ruhe und auch das Talent dazu", ist Frau Bast froh, dass Daniel da ist.
Auch Heimleiter Robert Bengel freut sich über seinen ersten BFDler im Haus: "Er ist für das Personal eine Unterstützung, und die Zeit hier ist eine Chance für ihn." Von seinen früheren Zivildienstleistenden weiß er, dass etwa 75 Prozent später in die Altenpflege gegangen sind. Bengel wünscht sich gerade angesichts des Fachkräftemangels in diesem Bereich nun einen ähnlichen Effekt durch Freiwilligendienste. Daniel sieht sich für seine Berufswahl natürlich zusätzlich dadurch motiviert, "dass Altenpflege in Zukunft etwas Krisensicheres ist". Doch Heimleiter Bengel betont, dass auch BFDler willkommen seien, die dort nicht beruflich tätig werden möchten. Niemand werde verpflichtet, alte Menschen zu pflegen. Wer wolle, könne sich auch ganz in der Betreuung einbringen - und damit Sinnvolles tun und erfahren.
Informationen über Freiwilligendienste bei der Caritas - darunter 19 Altenheime verteilt in der ganzen Diözese - gibt es unter www.caritas-eichstaett.de/freiwillige