Jeder verdient Gesundheit
46 Jahre und das wars? Selbst in Niger, seit vielen Jahren eines der ärmsten Länder auf der Erde, liegt die Lebenserwartung mittlerweile bei 53 Jahren. Wohnungslose in Deutschland leben im Schnitt kürzer. Armut macht krank - hier bewahrheitet sich das Jahresthema 2012 der Caritas besonders drastisch.
Glücklicherweise verkürzt Armut das Leben nicht immer gleich um 30 Jahre. Aber die Zahlen sind eindeutig: Wer mit weniger Geld auskommen muss, wird weniger alt. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen, die von schlechterer Ernährung über eine höhere Rate psychischer Erkrankungen bis zum Sparen an der Patientengebühr und Zuzahlung zu Medikamenten reichen. Deutlich ist der Zusammenhang, dass insbesondere Menschen, die arm, langzeitarbeitslos oder gering qualifi ziert sind, einem besonders hohen Gesundheitsrisiko ausgesetzt sind.
Damit ist es eigentlich nicht schwer, die beste Medizin dagegen zu fi nden. Bildung und bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt, wenn nötig durch spezielle Förderung, beugen Armut vor. Und die Arbeit muss so bezahlt sein, dass man davon gesund und ohne ständige Angst vor Armut leben kann.
Die Jahreskampagne der Caritas weist aber nicht nur auf die Missstände hin, sie verlangt im Untertitel auch: "Jeder verdient Gesundheit". Jeder hat zwar in Deutschland ein Recht auf Krankenversicherung, aber Gesundheitsleistungen zu bekommen, ist armen Menschen häufi g erschwert. Zehn Euro Patientengebühr sind viel Geld für sie und immer mehr Medikamente müssen selbst bezahlt werden.
Aufpassen müssen wir, dass Krankheit Menschen nicht fi nanziell überfordert, denn das Jahresthema gilt auch umgekehrt: "Krankheit macht arm". Da lohnt es sich, für den Erhalt unseres solidarisches Gesundheitssystem zu kämpfen, um das uns viele Länder weltweit zurecht beneiden.
Heinz-Josef Kessmann
Diözesancaritasdirektor