Ein Hauch von Weltkirche
Ein Hauch von Weltkirche liegt im weißrussischen Minsk in der Luft. Mehr als 200 Gäste, teilweise von weit hergereist, nehmen an den Festlichkeiten zur Einweihung der neuen Kapelle teil, die zur katholischen Pfarrei von St. Franciscus gehört. Ihre Inneneinrichtung stammt aus dem Erzbistum Paderborn: Malteser aus Büren und Hövelhof hatten die Spende Ende August mit einem Hilfstransport auf die Reise geschickt.
"Das ist schon etwas ganz besonderes, die Einweihung dieser Kapelle erleben zu dürfen", sagt Franz Kudak, Beauftragter der Malteser in Hövelhof. Gemeinsam mit Volker Horenkamp, Leiter des Malteser Auslandslagers in Büren, und Michael Daemen, Leiter des Malteser Länderbüros Weißrussland aus Vechta, ist er als Ehrengast bei den Feierlichkeiten dabei. Erstmals in der fast 30-jährigen Geschichte der Osteuropahilfe im Erzbistum Paderborn hatten die Malteser eine komplette Kircheneinrichtung mit einem LKW verschickt.
Möglich machte das die Auflösung der britischen Catterick Barracks in Bielefeld. Deren Kircheneinrichtung stand zur Verfügung. Und so macht sich im Juli 2018 Malteser Karl-Heinz Lieb vom Hövelhofer Auslandsdienst auf den Weg und bringt die Kircheneinrichtung in das diözesane Auslandslager der Malteser in Büren. Dort werden auch Hilfsgüter für die Menschen in der Diözese Minsk gesammelt. Dringend werden dort Pflegebetten, Rollstühle und Rollatoren sowie Waschmaschinen gebraucht. Gebraucht, aber gut erhalten, werden diese über einige Monate gesammelt. Schließlich verladen Helfer der Malteser Kircheneinrichtung und Hilfsgüter auf einen großen 40-Tonner-LKW. Für die Kirche in Minsk werden u. a. hölzerne Sitz- und Kniebänke, ein Taufbecken, ein Altar, ein Tabernakel und sogar eine Orgel verladen. Zwölf Tonnen schwer, gehen die 84 Kubikmeter Hilfsgüter auf die 1.500 Kilometer lange Reise.
Groß ist die Freude zwei Tage später, als die Partner von der weißrussischen Caritas die Güter in Empfang nehmen. Nur wenige Wochen später ist die Kapelle fertig gestellt. Dazu hat auch eine Spende des Erzbistums Paderborn über 2.000 Euro beigetragen. Die Kapelle steht in einem neuen Stadtteil von Minsk. Nowoya Borowaya wurde innerhalb von drei Jahren aus dem Boden gestampft. 30.000 Menschen leben hier schon. Mitten im Stadtzentrum bauen die Kapuziner nicht nur Kirche und Kapelle. Es wird ihr geistliches Zentrum für Weißrussland, außerdem eine Begegnungsstätte, in der bedürftige Menschen Unterstützung und eine warme Mahlzeit bekommen. Doch noch stehen nicht alle Holzbänke und einige andere der 35 Teile umfassenden Einrichtung. Denn diese sind für die große Kirche gedacht, die nebenan noch gebaut wird. Ende 2019 soll sie fertig sein. Noch vor Ort vereinbaren die Malteser mit den Kapuzinern ein weiteres Hilfsprojekt: Eine stationäre Einrichtung für Kinder mit einer Behinderung in der Stadt Kletsk nahe Minsk bedarf der Renovierung.
Prominenz gibt sich am Einweihungstag die Ehre: Tadeusz Kondrasiewicz, Erzbischof der Diözese Minsk-Mogilev, geht freudig überrascht auch auf die Malteser aus dem Erzbistum Paderborn zu, mit denen er schon seit Jahren gut zusammenarbeitet. Über 200 Gläubige kommen an diesem Tag zur Messe. "Wo früher britische Soldaten gebetet haben, dort können jetzt die Menschen aus Nowoya Borowaya Platz nehmen und ihre heiligen Messen feiern", freut sich Franz Kudak. "Wir sind stolz, einen Beitrag dazu geleistet zu haben."