Wo man aus dem Krankenhaus nach Hause fliegt
Wir reisten nach Stockholm, um das schwedische Pflegesystem kennenzulernen. Im Karolinska-Institut, dem größten Krankenhaus Europas, besuchten wir eine Ausbildungs-Station. Das Besondere ist hier, dass die Stationen von Studierenden der verschiedenen Gesundheitsberufe selbst geleitet werden. Die Lehrkräfte stehen dabei als Unterstützung zur Verfügung. Das Management der Station inklusive aller Fachfragen liegt jedoch allein bei den Studierenden.
Pflegestudentin Katharina berichtet zwischen einigen Telefongesprächen engagiert von ihrer Arbeit: „Frau Halmsgren muss morgen zurück nach Gotland, da müssen wir einen Transport zum Flugzeug und einen Transport nach Hause organisieren.“ Medizinstudent Hans ergänzt: „Gut, da könnte Herr Lindholm doch auch gleich mit: Medizinisch geht es ihm schon so gut, dass er das machen könnte. Und wir sparen uns einen Transport. Außerdem ist gemeinsam reisen doch schöner.“
Carlotta, die Arbeitstherapeutin in Ausbildung, referiert danach ihre Erfolge bei der Aufgabe, mit beiden die alltäglichen Dinge zu bewältigen: „Herr Lindholm wird sich selbst in seiner Wohnung bewegen und kleinere Besorgungen im Ort machen können.“ Nach Stockholm ins Karolinska-Institut kommen regelmäßig Menschen von den umliegenden Inseln zur Behandlung, die danach wieder nach Hause gebracht werden müssen. Wir wundern uns über den komplizierten Krankentransport mit Taxi, Bus, Flugzeug und Fähre; die Schweden winken ab: „Das ist hier ganz normal.“
Ein Boden, der Menschen schützt
Unser zweiter Besuch führte uns in ein Altenheim in Stockholm. Dort sitzt Susanna Bjälveik mit jungen Leuten zusammen und beobachtet Bewohner, wie sie sich im Raum bewegen. Sie testen im Wirklichkeits-Laboratorium mit ihnen einen Boden mit eingebauter Federung. Die senkt für die älteren Menschen die Gefahr, sich zu verletzen.
Das Wirklichkeitslabor erprobt Alltagserleichterungen mit den Bewohnern zusammen, um so in einer möglichst realistischen Situation sehen zu können, was sich bewährt. In Susannas Büro hängen die Wände voller Haftnotizen mit Ideen für Erfindungen, die das Leben im Altenheim erleichtern können. Nebenan finden wir eine Theater-Therapeutin, die immer wieder neue Aktivitäten wie Basteln, Erzähl-Nachmittage oder Tanzabende plant.
Gute Ideen und viel Kaffee
Auch hier sprechen alle Mitarbeiter auf Augenhöhe miteinander. Nach der gefühlt hundertsten Tasse Kaffee an diesem Tag – Kaffeetrinken ist hier ein geselliges Ritual – geht es für uns zurück. Wir sind beeindruckt von der Arbeitsatmosphäre und der Offenheit der Schwed(inn)en.