Sankt Martin in Alter Lausitz
"Mit dem heutigen Tag, dem 15. Oktober 2018, hat die Caritas dieses historische Gebäude, das eine sehr positive Geschichte hat, übernommen. Es war mal ein Wirtshaus, die ‚Lausitz‘. Ich freue mich, dass dieses Haus nicht abgerissen wurde, dass nicht irgendetwas daraus gemacht wurde, sondern dass wir hier reingegangen sind", sagte Caritasdirektor Bernhard Mones bei der Einweihung des Gebäudes. Ihm ist es ein "besonderes Anliegen, unser Angebot, unsere Unterstützung für Menschen zu geben, die in ihrer häuslichen Umgebung bleiben wollen, aber eben Unterstützung brauchen. Fast genauso wichtig ist, dass wir mit unseren Angeboten häusliche Pflege und Tagespflege, die Angehörigen unterstützen, die eben auch einmal überfordert sind, die selbst ein Leben haben, die Kinder haben."
Stadt Großräschen und Caritasverband ziehen an einem Strang
Der Abriss des Gebäudes war eine Option, räumte der Bürgermeister der Stadt Großräschen Thomas Zenker ein. Allerdings "wollte das keiner, denn: die ,Lausitz‘ das ist so viel Geschichte, das ist so viel Herzblut in Großräschen, die können wir nicht einfach abreißen", sagte er und geht in der Geschichte zurück auf Anfang: "1958 wurde das Gebäude errichtet, als Baustelleneinrichtung und Zementlager. Das spricht auch für die sehr funktionale Architektur. Stabil ist das Gebäude nämlich so richtig und erst später ist es dann in verschiedene Nutzungen gekommen. Die Gastronomie war eine", sagte er. Nach der Wende kam das Haus in private Hände, wurde als Spielcasino genutzt oder eine gewisse Zeit als Gaststätte. Die Stadt hat aus einer Zwangsversteigerung das Haus erworben, jedoch hatte sie noch keine Nutzung dafür. Als "glückliche Fügung" bezeichnet Bürgermeister Zenker ein "Arbeitsgespräch mit Karin Lachmann, der Leiterin der Caritas-Sozialstation in der Karl-Liebknecht-Straße. Sie erzählte stolz, dass diese Sozialstation mittlerweile 50 Mitarbeiterinnen hat, die bis nach Altdöbern ausstrahlen." Die Räume waren dafür zu klein geworden die "Lausitz aber vielleicht ein bisschen zu groß". Überfordert wäre die Caritas gewesen, dieses Objekt in eigener Verantwortung zu sanieren. Denn, so hörte er: "Gebäude ist nicht die Kernkompetenz der Caritas, sondern der soziale Dienst an den Menschen". So wurde die Stadt Großräschen Bauherr, warb Fördermittel ein und steckte in das Gebäude etwa zwei Millionen Euro. "Es sollte auch eine Wohlfühloase werden für das Team und für die Menschen, die hier tagtäglich leben werden und sich gut geborgen fühlen sollen bei der Caritas", sagte Bürgermeister Zenker.
Barrierefrei und umweltbewusst
Dass das Gebäude nicht nur eine Wohlfühloase ist, sondern weitaus mehr Vorzüge hat, darauf weist der Caritasdirektor hin. Er nennt die Photovoltaikanlage auf dem Dach. Durch Sonnenenergie sollen künftig etwa 20 Fahrzeuge angetrieben werden, die heute noch Benzin oder Diesel verbrauchen. "Mit Elektroautos wollen wir künftig, ganz im ökologischen Sinne, mehr für die Umwelt tun - das ist auch ein Zeichen für diese Energieregion im Umbruch". Neben der Photovoltaikanlage wurde eine Luft-Wasser-Wärmepumpe zum Kühlen und Heizen und eine Deckenstrahler-Heizung eingebaut.
Das Haus, mit etwa 833 Quadratmetern Nutzfläche, ist barrierefrei. Im Erdgeschoss ist unter dem Namen "Alte Lausitz" eine teilstationäre Tagespflege mit 16 Plätzen neu eröffnet worden. Das Obergeschoss beherbergt die Sozialstation St. Martin mit fast 50 Mitarbeitern, die zu Menschen inGroßräschen, Altdöbern und Umgebung unterwegs sind.
Der Spur der Barmherzigkeit folgen
Landrat Sigurd Heinze ist froh und dankbar für das Engagement der Caritas und weiterer Anbieter solcher Leistungen. Er nannte für den Landkreis Oberspreewald-Lausitz, dem er vorsteht, einige Zahlen. "Wir werden im Jahr 2040 bei den 15- bis 65-Jährigen ungefähr eine Halbierung verzeichnen müssen und bei den über 65-Jährigen, insbesondere bei den über 80-Jährigen, fast eine Verdoppelung. Der Bedarf ist da", sagt Landrat Heinze.
Bischof Wolfgang Ipolt ging in seiner Ansprache unter anderem auf den Barmherzigen Samariter und den heiligen Martin ein, den Namenspatron der Sozialstation. Er wies darauf hin, dass Martin, der damals etwa 18 Jahre alt war, als er vor den Toren von Amiens seinen Mantel teilte, kein Christ war. In der Nacht danach sei ihm im Traum Christus in der Gestalt dieses Bettlers erschienen, der zu ihm sagte: "Was du diesem Geringsten getan hast, das hast du mir getan." Durch diese Begegnung wurde er ein gläubiger Christ und lässt sich taufen. "Martin ist einer, der auf dieser Spur der Barmherzigkeit gegangen ist und dabei den Herrn gefunden hat. Bleiben wir auf dieser Spur", sagte der Bischof und fordert die Mitarbeiter dieses Hauses auf, "ein frohes Zeugnis zu geben für die Barmherzigkeit des Samariters, der Christus ist".
Zwei Zeichen, die auf diesen Christus hinweisen - Kruzifixe - brachte der Bischof als Geschenke mit und segnete sie innerhalb der Andacht, zu der sich über einhundert Menschen vor der "Alten Lausitz" versammelt hatten. Nach dem Segen hängte der Bischof im Eingangsbereich und im ersten Obergeschoss je ein Kreuz auf und segnete, gemeinsam mit Pfarrer Thomas Francis Olickal, die Räume - seit 1958 wohl zum ersten Mal.