Bilder zeugen von Mut und Tragik, von Verrat und Überleben
Erzbistum Köln. Der Morgen dämmerte. Der jüdische Rechtsanwalt Hans Münzer spürte, dass er für die nächsten 15 Stunden ein wenig sicherer sein würde. Er ging hinauf zum S-Bahnhof und mischte sich unter die Berliner auf dem Weg zur Arbeit. Der Rechtsanwalt ist einer von 5000 bis 7000 Juden, die während der letzten Jahre der Hitler-Diktatur in Berlin untertauchten, um so dem Abtransport in die Vernichtungslager zu entkommen.
Der Diözesan-Caritasverband im Erzbistum zeigte die Wanderausstellung, konzipiert vom Berliner Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt, im Rahmen seiner Jahreskampagne "Weit weg ist näher, als du denkst" zwischen März und Mai 2014 an vier Standorten im Erzbistum Köln. Mit der Kampagne möchte die Caritas das Bewusstsein für weltweite Verflechtungen schärfen, gleichzeitig wirbt sie um Solidarität für Menschen, die auch heute noch - fast 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs - aus politischen oder religiösen Gründen untertauchen oder aus ihrer Heimat flüchten müssen.
Der Direktor des Kölner Diözesan-Caritasverbandes, Dr. Frank Joh. Hensel, erinnerte im Rahmen der Eröffnung daran, dass für jeden Juden, der die Nazi-Diktatur überlebte, bis zu zehn nicht jüdische Helfer aktiv geworden seien. "Menschen, die damit häufig ihr eigenes Leben aufs Spiel setzten." Flucht und Vertreibung sind auch heute noch "schreckliche Realität", so Hensel. Weltweit sind nach Schätzungen des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR mehr als 45 Millionen Menschen auf der Flucht. Fast jeder zweite Flüchtling ist minderjährig. Für Kinder und Jugendliche ist das Verlassen ihrer Heimat häufig mit besonders traumatischen Erlebnissen verbunden. Hensel: "Was damals geschah, war menschenverachtend und grausam, und es darf sich nicht wiederholen. Dafür, dass so ein Morden und Hassen nicht noch einmal um sich greifen kann, sind wir alle mitverantwortlich, und diese Verantwortung tragen wir auch als Caritas der Kirche mit."