Gottvertrauen und Schokolade
Am Teich von Bethesda sitzt ein Kranker. Er wartet. Rings um ihn werden Leidensgenossen in den Teich hineingetragen. Sie wollen vom heilenden Wasser gesund werden. "Herr, ich habe keinen Menschen, der mich in den Teich trägt", sagt der Mann auf einer Bahre zu Jesus.
Dieser Text steht im Johannes-Evangelium (5, 1-16) und wurde während der Eucharistiefeier anlässlich der Amtseinführung von Gabriela Pokall als neuer Caritasdirektorin am 1. April in der Propsteikirche in Cottbus vorgelesen.
Bischof Wolfgang Ipolt ging auf diese Begebenheit und den Satz des Kranken in der Predigt ein. Sie "kann viel über die Arbeit der Caritas aussagen. Caritasarbeit ist Dienst von Menschen, die sich für andere zur Verfügung stellen, die hilflos sind, die leicht übersehen werden, die im Leben nicht zurechtkommen. (...) Mitarbeiter der Caritas verschließen nicht die Augen vor der Not. Sie sehen sie und handeln."
Die Arbeit der Caritas "hat als innere Kraft und Quelle die Gottesbeziehung der Mitarbeiter. Alle Arbeit muss darum hervorgehen aus den drei göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe." Der Bischof ermutigt die Caritasdirektorin, "das gemeinsame Gebet unter den Mitarbeitern zu fördern und Orte zu schaffen, an denen Gott die Ehre gegeben wird".
Gott schenke Ihnen Segen und eine "glückliche Hand"
Nach der Eucharistiefeier berief Bischof Ipolt in einer Feierstunde Gabriela Pokall in dieses Amt und als Ordinariatsrätin. Der erste Vorsitzende des Diözesancaritasverbandes, Prälat Hubertus Zomack, fügte in seiner Gratulation an den Satz "An Gottes Segen ist alles gelegen" eigene Wünsche an, so unter anderem "Gott schenke Ihnen eine ,glückliche Hand‘ zum ,Händeln‘ der Caritas und für das Miteinander" mit den Mitarbeitern. "Gott schenke Ihnen die Fähigkeit, in den Menschen, die uns als Caritas um Hilfe bitten, den oder die Nächsten zu sehen, die uns Christus anvertraut hat."
Dem scheidenden Caritasdirektor Matthias Schmidt - er hatte diese Aufgabe für zwei Jahre übernommen - wurde herzlich gedankt. Letztmalig dirigierte er als Chef den "Mitarbeiter-Chor", ehe er danach den Dirigentenstab an die neue Direktorin übergab. Den Mitarbeiterchor zu dirigieren, gelang ihr auf Anhieb.
Den musikalischen Auftakt dieser Festveranstaltung übernahm jedoch Miriam Schmidt auf ihrer Querflöte. Sie ist die Tochter des bisherigen Caritasdirektor und wollte ihrem Vater eine besondere Freude machen. Dazu suchte sie ihr Lieblings-Musikstück aus.
"Die Ära Schmidt ist zu Ende. Und Sie, Frau Pokall dürfen oder müssen nun übernehmen, was ich hinterlasse. Ich werde nun Ihr Mitarbeiter, der loyal, treu und gewissenhaft seine Arbeit erfüllen will", sagte Matthias Schmidt in seiner Begrüßung. Für ihren neuen Weg brachte Schmidt Symbole mit, die er Frau Pokall übergab. Ein Caritas-Kreuz zum Anstecken, als "kleines aber sicheres Zeichen, sich selbst und in der Öffentlichkeit immer bewusst zu halten, wofür man steht" und eine Wallfahrtskerze aus Neuzelle. Damit verbunden ist der Wunsch nach "unerschütterlichem Gottvertrauen, das, was immer auch passiert, dem Willen Gottes entspricht und Teil Ihres Weges ist".
Caritas, als Spagat zwischen Herz und Geld
Und das letzte Symbol: "Arbeit ist nicht immer nur fröhlich. Dann braucht man mitunter Schokolade, um Glückshormone zu produzieren". Schmidt übergab zwei große Schokoladentaler. Auf dem einen ist das Caritas-Kreuz zu sehen, "das Zeichen der Liebe und Barmherzigkeit". Auf dem anderen Taler prangt ein Euro-Symbol, "der Mammon, das Geld" - dem "Spagat zwischen Herz und Geld". Cottbus-Kalender und Cottbus-Schokolade als Zeichen für Heimat wechseln von Hand zu Hand: "Es ist wichtig, eine Heimat zu haben, ein Stück Boden, in den man verwurzelt ist".
Schmidt wünscht seiner Nachfolgerin, die sich "noch einmal vollkommen neu verpflanzt hat, vom Rheinland in die Lausitz, dass sie schnell heimisch wird. Wer eine Heimat hat, liebt diese und das ist eine sehr gute Basis, um sich für diese Heimat zu engagieren". Die neue Caritasdirektorin soll, nachdem weitere Gäste die Gelegenheit gehabt haben, sie zu begrüßen, "das letzte oder sollte ich sagen, das erste Wort haben".
Für die Regionalstellen formulierte Clemens Wilkowski gute Wünsche und übergab Frau Pokall neben einem Kompass und einer Broschüre über das Bistum Görlitz eine Glocke.
Zu Beginn ihres "ersten Wortes", wie es Schmidt formulierte, "gilt mein ganz besonderer Dank Herrn Matthias Schmidt, der bereit war, das Amt des Caritasdirektors übergangsweise auszuführen, der geduldig die Dauerbelastung getragen hat und zu guter Letzt mich in den vergangenen Wochen - ich darf sagen - sehr väterlich und fürsorglich in die Caritasarbeit und den Verband eingeführt hat". Sie habe "erste hohe Wellengänge auf dem Caritas-Boot miterlebt. Ich gebe zu: meine Seefestigkeit auch bei stärkerem Seegang ist noch ausbaufähig. Zugleich durfte ich an Bord aber eine Crew erleben, die mitrudert - und das hat mir unheimlich viel Stärke und Halt vermittelt - dass wir das gemeinsam hinbekommen, letztlich zum Wohle der Menschen im Bistum Görlitz".
Caritas-Vorsitzender Prälat Zomack nutzte die Veranstaltung, um die beiden scheidenden Vorstandsmitglieder Ingrid Wilkowski und Günter Ambros mit der "Johannes-Zinke-Medaille" auszuzeichnen.
Quelle: "Tag des Herrn" - Katholische Wochenzeitung