Häkeln gegen Umweltverschmutzung
"Eine Patchwork-Tasche wird das", erklärt sie. Die Flicken sind aus alten T-Shirts geschnitten. Im Rahmen von "IN VIA Menü plus" und "IN VIA Vital", zwei vom Jobcenter des Kreises Paderborn geförderten Arbeitsgelegenheiten bei IN VIA Paderborn, entstehen aus Resten und Abfallprodukten neue Produkte für den Alltagsgebrauch oder zur Dekoration. Nicht Recycling, sondern "Upcycling" heißt der Trend, dem verschiedene Verbände der Caritas im Erzbistum Paderborn derzeit folgen: nicht mehr gebrauchte Dinge umgestalten, kombinieren und aufarbeiten, bis sie einen neuen Zweck erfüllen. Ob Obstschalen aus Baumschnitt oder Schallplatten, Handtaschen aus Jeanshosen oder Garderoben aus altem Besteck: den Ideen sind keine Grenzen gesetzt.
Umgesetzt werden diese Ideen vor allem in Beschäftigungsprojekten und Maßnahmen für Langzeitarbeitslose oder Menschen mit körperlichen und gesundheitlichen Einschränkungen. Oder auch in Qualifizierungsmaßnahmen für Jugendliche, die Unterstützung bei dem Übergang in Ausbildung und Arbeit benötigen. "Upcycling-Projekte bieten die Möglichkeit, ökologische Verantwortung mit der Förderung von am Arbeitsmarkt benachteiligten Personen zu verbinden. Darin liegt eine große Chance", sagt Linda Kaiser vom Diözesan-Caritasverband Paderborn. In einer Gesellschaft, die stark durch eine Konsum- und Wegwerfmentalität geprägt sei, sei dies ein wichtiger Gegenakzent.
Besonders schnell weggeworfen werden dünne Plastiktüten, die in Massen in die Weltmeere gelangen und eine ernste Bedrohung für Tiere und Umwelt darstellen: Bei IN VIA Paderborn sind die gebrauchten Tüten willkommener Rohstoff. Marianne Finke, Werkstattleitung bei IN VIA, einem Fachverband der Caritas, nutzt sie zum Häkeln. "Wir zerschneiden sie, falten sie in kleine Streifen, hängen sie ineinander und verknoten sie. Und dann wird gehäkelt", erklärt sie und macht es vor. Langsam entsteht Reihe für Reihe. Das Endprodukt: eine haltbare und stabile Einkaufstasche.
Upcycling passt gut in Maßnahmen der Arbeitsförderung. "Die Projekte bieten eine Chance auf sinnstiftende Arbeit und gesellschaftliche Teilhabe", erklärt Linda Kaiser. Für Selbstbewusstsein sorgt auch der Verkauf der Produkte. Im "Lädchen", dem Second-Hand-Laden von IN VIA Paderborn in der Bahnhofstraße 19, sind sie zu haben. Auch bei Veranstaltungen finden sie Absatz, etwa beim Caritas-Tag zu Libori in Paderborn. "Das motiviert für den Arbeitsalltag", sagt Marianne Finke.
Das "Lädchen" liefert auch so manchen Rohstoff: Gespendete Jeans, T-Shirts oder Hemden, die nicht mehr verkauft werden können, werden zu Handtaschen, kunstvollen Kissen oder Babydecken verarbeitet. Im Arbeitsprojekt "IN VIA Vital" für Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen werden zurzeit alte Spannbettlaken verarbeitet. "Die werden in Streifen geschnitten und zu Knäueln gerollt", erzählt Fachanleiterin Beate Stock. Teilnehmerinnen stellen daraus dann etwa Badezimmermatten her, "waschbar bis 40 Grad".
Den Projekt-Teilnehmern macht das vielfältige Upcycling jedenfalls sichtlich Spaß. "Dabei kann man viel ausprobieren", sagt Helena Adam.
Info
Upcycling-Projekte gibt es bei Orts- oder Fachverbänden der Caritas im Erzbistum Paderborn außer bei IN VIA Paderborn auch bei IN VIA St. Lioba in Paderborn sowie beim Caritasverband Dortmund. Upcycling-Produkte finden sich auch auf der bundesweiten Caritas-Plattform www.einzigware.de.