Caritas-Schiff auf Kurs halten
An Bord, Caritas-Schiff, Klippen umschiffen, Brücke, Kapitän, Mannschaft,... beim Caritas-Direktoren-Wechsel ging es maritim zu.
"Sehr geehrter, lieber Herr Standera, nach Ihrer offiziellen Entlassung, Verabschiedung aus dem hauptamtlichen kirchlich caritativen Dienst durch den Ersten Vorsitzenden ist jetzt gleichsam die Stelle, an der das Schiff Caritas im Bistum Görlitz Anker wirft, um Sie von Bord zu lassen", sagt ein Offizier auf dem Caritas-Schiff "Görlitz", Matthias Schmidt, am 10. Oktober im St. Johannes-Haus in Cottbus vor knapp hundert geladenen Gästen aus Kirche, Gesellschaft, Politik - und Mitarbeitenden der Caritas. "Fast 13 Jahre haben Sie Ihr Lebensschiff gleichsam mit dem Schiff Caritas im Bistum Görlitz vertäut als Offizier und die letzten 15 Monate als Kapitän. Die Mannschaft will sich jetzt von Ihnen verabschieden. Bevor Sie von Bord gehen, soll ein letztes Mal für Sie gleichsam die Schiffs-Sirene, die Caritas-Hymne, erklingen, gesungen von der Crew der Geschäftsstelle, stellvertretend für alle Offiziere und Matrosen der Armada der Schiffe der Caritas im Weltmeer Bistum Görlitz", so Matthias Schmidt. Die Mannschaft stürmte dazu die Brücke, sang, übergab dem Scheidenden Geschenke.
Wer nur den lieben Gott lässt walten
Zwei Musiker sorgten für musikalische Zäsuren in der Veranstaltung. Gleich nach der Begrüßung durch Prälat Hubertus Zomack als Erster Vorsitzender der Diözesancaritas ließen Philipp Standera (Sohn des scheidenden Caritasdirektors) am Keyboard und Mario Hess (Gitarre, Cayon und Gesang) einen Rock‘n Roll erklingen. Nach diesen mitreißenden Klängen nahm Michael Standera die Gäste bis zu den Anfängen seiner beruflichen Laufbahn mit. Seine Rede in zwei Teilen wurde mit dem Lied unterbrochen: "Wer nur den lieben Gott lässt walten und hoffet auf ihn allezeit..." Die Hoffnung und Zuversicht dessen, der "Gott, dem Allerhöchsten" getraut und auf keinen Sand gebaut hat, brachte Michael Standera zum Ausdruck, aber auch Nachdenkliches: "Seit meinem 19. Lebensjahr habe ich in der Kirche einen Arbeitsplatz. Ich war nicht einen Tag arbeitslos und habe die andere Seite zur Kenntnis genommen, wenn Menschen in unserer Gesellschaft plötzlich arbeitslos werden und ihnen das Gefühl vermittelt wird, dass sie nicht mehr gebraucht werden". Dieser kirchliche Dienst begann 1971 in drei Arbeitsfeldern: Jugendseelsorge (seit 1975 im Bistum Görlitz); Aktion Sühnezeichen und bei der Caritas, zunächst in Oranienburg, im Erzbistum Berlin; bis jetzt im Bistum Görlitz. Hier endet nun seine berufliche Laufbahn, über ein Jahr später, als geplant.
Prälat Zomack dankt "für den Vorstand, der dir für die mehr als zehn Jahre deines erfolgreichen Dienstes im Caritasverband Görlitz dankt. Ich danke dir aber auch ganz persönlich für die vielen Jahre, in denen wir in unterschiedlichen Funktionen seit 1975 miteinander zu tun hatten. Den Dank an dich darf ich aber auch im Namen unseres Bischofs aussprechen, der wegen eines lange geplanten kirchenpolitischen Treffens heute nicht hier sein kann. In seinem Namen darf daher ich dir nun die dir verliehene Bistumsmedaille St. Hedwig überreichen", so Prälat Zomack.
Verband auf Kurs der Erneuerung halten
Nach Dank und Abschied begrüßt der Caritasvorsitzende den neuen Direktor Bernhard Mones und gibt ihm gute Wünsche mit auf seinen Weg als Caritas-Kapitän. "Gott gebe Ihnen die Möglichkeit, Ihr Fachwissen und Ihre Kompetenzen zum Wohle unseres Verbandes einzubringen, und ihn damit weiter auf dem ,Kurs der Erneuerung‘ zu halten", so Prälat Zomack.
Der neue Caritasdirektor formuliert danach in seiner Ansprache ihm besonders wichtig erscheinende politische und soziale Herausforderungen für die Caritas: "Wir leben in einer Zeit weltweiter Not, vor der wir nicht die Augen verschließen dürfen. Für uns hier heißt dies zunächst ganz konkret, die Menschen, die aus bitterer Not zu uns geflüchtet sind, bestmöglich zu unterstützen. Dies tun wir und dies können wir auch, weil unser Bischof Ipolt es uns durch einen Fonds für schnelle Hilfe ermöglicht." Als Zweites: "In unserer reichen Gesellschaft leben viele, zu viele, arme Menschen. Dies ist nicht nur ein materielles Problem, sondern für die Betroffenen führt dies zu sozialer Ausgrenzung und Perspektivlosigkeit. Bitter ist, dass die Kinder und Jugendlichen aus von Armut betroffenen Familien hierunter besonders leiden. Gefragt sind hier mehr denn je die auf Chancengerechtigkeit zielende frühkindliche Bildung und die gezielte Unterstützung in der Schulzeit." Als dritten Punkt spricht Bernhard Mones die demografische Entwicklung der Gesellschaft an, dies zeige sich besonders deutlich hier im Bistum Görlitz. Diese Gegend "ist von immer höherer Lebenserwartung, zu geringen Geburtenzahlen und damit von einer wachsenden Überalterung geprägt. Für uns als Caritas heißt dies, immer mehr Menschen im höheren Lebensalter ein würdiges und möglichst langes selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen", so Bernhard Mones.
Die Brücke ist nun wieder besetzt. Und um im Bild zu bleiben: Der Verantwortliche der Rederei, der Erste Vorsitzende, hat den neuen Kapitän an Bord gebracht, damit das Schiff Caritas im Bistum Görlitz mit den vielen Caritasbooten Fahrt aufnehmen kann zu den Menschen der Region.
Quelle: "Tag des Herrn" - Kath. Wochenzeitung