Nachdenken über eine Sorgekultur
Sollte sich ein umfassender Begriff von „Sorge“ in der Gesellschaft etablieren, werde er weitere Lebensbereiche durchdringen, so die These des Kongresses. Die Sorge um den anderen werde dadurch zu einer Grundhaltung, die langfristig zu neuen Werten führen kann. Die Kongressbesucher untersuchten auch die Potenziale einer „Sorge-Kultur“. Zu dem Fachkongress hatten Diakonie und Caritas im Land, die evangelischen und katholischen Akademien, der Hospiz- und PalliativVerband Baden-Württemberg sowie das KompetenzZentrum Palliative Care Baden-Württemberg eingeladen.
Entstanden durch Bürger, nicht durch große Verbände
Die Pionierin der Hospizbewegung, Gerda Graf, betonte, dass diese Bewegung nicht durch große Verbände, sondern durch die Initiative von Bürgern entstanden sei. Die ehemalige Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer sagte: „Das Gesundheitswesen kann von der Hospizbewegung lernen, dass Menschen sich eine Versorgung in multiprofessionellen Teams wünschen und eine Hinwendung zum Patienten mit viel Zeit.“
Professor Andreas Heller vom Institut für Palliative Care und Organisationsethik der Uni Klagenfurt Wien Graz sprach über Möglichkeiten und Grenzen von Palliative Care und fragte: „Wie kommen wir von der Versorgung zu einer miteinander getragenen Sorgekultur in Deutschland?“ Eine palliative Versorgungsstruktur, die sich immer mehr spezialisiere, sei nicht zukunftsfähig, so Heller. „Sterben geht alle an. Deshalb müssen wir das Thema einer Sorgekultur angehen. Am Anfang war die Sorge. Und am Ende auch.“
„Sterben geht alle an“
Eva-Maria Armbruster vom Diakonischen Werk Württemberg betonte: „Die Achtung der Würde des sterbenden Menschen bis zuletzt ist Grundlage für alles Tun und darf niemals aus dem Blick geraten. Diese Achtung wurzelt gerade auch in den christlichen Werten und Traditionen. Die Achtsamkeit und Sensibilität, die die Hospizdienste mit ihren haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden leben, sind ein großer Schatz für die ganze Gesellschaft.“
Am Nachmittag wurden unterschiedliche Aspekte des Sorgebegriffs in zwölf Foren vertieft. Dabei stand die Weiterentwicklung der Hospizbewegung und Palliative Care ebenso im Mittelpunkt wie die gesellschaftlichen und auch theologischen Herausforderungen für eine Entwicklung zu einer mitsor-genden Kultur des Zusammenlebens.