Guter Start ins neue Leben mit Babyplus
Immer bleiben fast neun Monate, um sich auf das neue Leben vorzubereiten. Aber wenn die Praxis mit dem ersten Schrei nach der Geburt hereinbricht, fehlen doch die Antworten auf viele Fragen: Warum schreit unser Kind, auch wenn es satt und sauber ist und geborgen im Arm liegt? Warum wacht es nachts ohne erkennbare Gründe ständig auf? Da wollen "Babyplus" und die spezielle Beratung für Eltern mit Babies gemeinsam mit den Eltern Antworten finden. Babyplus ist das neueste Angebot der Frühen Hilfen im Nordkreis Kleve.
Das "Netzwerk Jugendhilfe der katholischen Träger im Nordkreis Kleve", zu dem sich Caritasverband, Anna-Stift Goch und die Stiftung Kath. Waisenhaus Emmerich zusammengeschlossen haben, geht hier einen neuen Weg: "Wir verknüpfen Gesundheitshilfe mit Jugendhilfe", erklärt Helmut van Kempen, Bereichsleiter Jugend und Familie beim Caritasverband. Das Netzwerk hat deshalb die Hebammenpraxis "Rundum" mit ins Boot geholt. Denn tatsächlich setzt Babyplus schon vor der Geburt an. Diesen neuen Ansatz fördern die Städte Kleve und Goch sowie der Diözesancaritasverband Münster aus seinem Topf für Innovationsmittel.
Das Ziel von Babyplus ist für van Kempen klar. Zusammen mit den sich anschließenden Angeboten der Beratung von Eltern mit Kleinkindern und dem Opstaje-Programm geht es um Vorbeugung: "Eltern sollen nicht erst Hilfen in Anspruch nehmen, wenn die Kinder Auffälligkeiten zeigen." Schon seit rund drei Jahren hat die Caritas mit Opstapje Erfahrungen in der Frühen Hilfe gesammelt. Geschulte "Hausbesucherinnen" begleiten Familien in schwierigen Phasen und geben ihnen Sicherheit in der Erziehung ihrer Kinder im Alter zwischen einem und dreieinhalb Jahren. "Mit der Beratung für Eltern mit Babies und Kleinkindern sowie Babyplus haben wir Opstaje heruntergebrochen auf die Zeit bis vor der Geburt," erklärt van Kempen.
Babyplus nimmt vor allem die Familien und jungen Frauen in den Blick, von denen aus anderen Diensten der Caritas bekannt ist, dass sie Unterstützung benötigen könnten. Häufig empfehlen auch Kinderärzte diese Angebote und in einem nächsten Schritt sollen die Frauenärzte über die Möglichkeiten von Babyplus informiert werden.
Die ersten beiden schwangeren Frauen haben bereits entbunden. Sie werden danach durch die Hebammen bis zu vier Monate begleitet. Dann übernehmen Hausbesucherinnen, die einmal in der Woche für eine Stunde die Familien besuchen. Sie beraten und fördern und bringen zusätzlich nützliche Dinge wie erste Zahnbürsten, Spieluhren und Rauchmelder mit, erklärt van Kempen. Monatliche Gruppentreffen ermöglichen den oft jungen Müttern soziale Kontakte.
Der Caritas-Mitarbeiter beobachtet, dass der Bedarf an Unterstützung in der ersten Elternphase durchaus wächst. Teilweise betreue die Caritas Familien in der dritten Generation und erfahre, dass das Wissen um Haushalt und Kindererziehung immer geringer werde. "Wir haben hier mit den Präventionsprojekten im Unterschied zu anderen Fachdiensten aber keinen Kontrollauftrag", betont van Kempen. Es gehe darum, ihnen zu zeigen, "was sie noch lernen können".
Die Hilfe ist auch immer nur ein Angebot. Wenn die Familie sich zur Teilnahme an diesem intensiven Programm entschieden hat, besuchen Mitarbeiter die Familien und zeigen auf, welche Hilfe möglich ist. Das fängt mit der Vermittlung einer Hebamme an. "Denn die müssen sie sowieso suchen, weil die Krankenhäuser ja keine eigenen mehr haben," sagt Helmut van Kempen. Die eher mittelschichtorientierten Hebammenpraxen stellten für manche schon eine Hemmschwelle dar.
Zusätzlich gibt es ein neues Angebot der Erziehungsberatung des Caritasverbandes. Claudia Kapahnke steht in der "Beratung für Eltern mit Babies und Kleinkindern" bereit. Die Mitarbeiterin der Erziehungsberatung hat sich speziell fortgebildet, um mit den Eltern nach den Ursachen für die Probleme mit ihren Kindern zu suchen und Tipps zu geben. Da wird auch videogestützt gearbeitet. Die Bedeutung früher Bindung sei in den letzten Jahren immer deutlicher geworden, so van Kempen.
Kapahnke übt mit den Eltern zum Beispiel das Vorgehen in einer "Schreisituation". Ein Stufenverfahren kann hier helfen: Das Kind nicht sofort aufnehmen, ruhig mit ihm sprechen, Hände und Füße zusammenhalten und vor allem Hektik vermeiden.