"Mit der Spannung eines Neubeginns"
Sie sind jetzt Chef einer Organisation mit knapp 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Salopp gefragt: Ist das die Krönung Ihres beruflichen Werdegangs?
So möchte ich das nicht sagen. Ich sehe die Aufgabe als einen weiteren und anderen Schritt meines pastoral-seelsorglichen Weges, der 1977 mit meiner Priesterweihe begonnen hat.
Mit welchen Gefühlen übernehmen Sie die Aufgabe als Caritasdirektor?
Ich tue es mit der Spannung eines Neubeginns sowie mit der Hoffnung, den Anforderungen gerecht zu werden und mit dem Vertrauen, dass ich gute Weggefährten habe.
Auf den Punkt gebracht: Was bedeutet für Sie Caritas?
Angemessene Hilfe für den Menschen in allen Lebensphasen und -umständen.
Welche wesentlichen Erfahrungen haben Sie bisher mit Caritasarbeit gemacht?
Als Student war ich sowohl als Betreuer als auch als Leiter bei Caritas-Kindererholungen eingesetzt. Ich habe als Kaplan und Pfarrer verschiedene Caritas-Altenheime in Neumarkt, Deining und Eichstätt und die segensreiche Arbeit in diesen Einrichtungen kennengelernt. Als Pfarrer habe ich auch immer wieder die unterstützende Hilfe durch die Caritas-Sozialstationen bei häuslicher Pflege erlebt. Ein besonderes Anliegen waren mir immer die Kindergärten in den Pfarreien, die insbesondere durch das zuständige Referat der Caritas Unterstützung für ihre pädagogische Arbeit erhalten. Und schließlich machte ich interessante und prägende Erfahrungen, indem ich in der Pfarrei selbst als Caritassammler unterwegs war.
Was sehen Sie als größte Herausforderung für die soziale Arbeit der Kirche in der heutigen Zeit?
Eine große Herausforderung gerade in unserer Gesellschaft ist gewiss die sich zunehmend öffnende Schere zwischen Arm und Reich, bei der die einen nicht mehr wissen „wohin mit dem Geld“ und die anderen ständig am Rand des Existenzminimums leben müssen. Eine andere Herausforderung ist die geringe Würdigung und Unterstützung von Ehe und Familie und damit verbunden die zunehmende Armut bei vielen Kindern und Jugendlichen.
Wissen Sie schon, welche Schwerpunkte Sie als Eichstätter Caritasdirektor setzen möchten?
Meine erwähnten bisherigen Erfahrungen sowie die genannten Herausforderungen werden sicherlich auch meine neue Arbeit prägen. Zunächst aber möchte ich die Einrichtungen der Caritas vor Ort kennenlernen, zuhören und hinschauen, um mir einen Überblick zu verschaffen.
Wie sollte sich das Verhältnis von Pfarr- und Verbandscaritas weiterentwickeln?
Die Pfarrcaritas müsste in unseren Pfarreien bewusster präsent sein, zum Beispiel durch Nachbarschaftshilfen, Besuchsdienste und abrufbare Hilfsangebote. Dabei sollte sie durch die Verbandscaritas subsidiär unterstützt werden. Eine nicht zu unterschätzende Hilfe wäre sicherlich der eine oder andere Hinweis auf die Arbeit der Caritas bei Predigten.
Was ist Ihnen sonst noch wichtig?
Das, was schon meine Vorgänger betont haben: „Wo Caritas draufsteht, muss auch Caritas drin sein.“