Mitarbeiter von Morgen gewinnen
Mitarbeiter von Morgen gewinnen
Was hat Demografie mit der Funktionsfähigkeit einer caritativen Einrichtung in der Kirche zu tun? Sehr viel! Daher haben die Bistümer Dresden-Meißen und Görlitz Vertreter der Pastoral und der caritativen Rechtsträger im Beisein des Präsidenten des Deutschen Caritasverbandes, Prälat Dr. Peter Neher, zu einem Zukunftsforum am 19. September nach Schmochtitz eingeladen.
Caritative Einrichtungen und Dienste werden in der qualitativen Erfüllung ihres fachlichen Auftrages und in ihrem spezifischen Charakter entscheidend von den Mitarbeitenden geprägt. Diese zu gewinnen, ist die Herausforderung für die Zukunft.
Die demografische Entwicklung im Allgemeinen
Die Anzahl der Menschen in dieser Region ist weiter rückläufig. Prognosen gehen von bis zu minus 20 Prozent im Jahr 2030 aus. Der relative Anteil der Menschen im erwerbsfähigen Alter wird kleiner. Wir werden weniger Jugendliche haben, um den Arbeitskräftebedarf der Wirtschaft, der sozialen Einrichtungen und der Caritasträger decken zu können.
Der demografische Trend in der Kirche im Bistum Görlitz
29.000 Katholiken in 20 Pfarrgemeinden leben im Bistum. In den letzten drei Jahren hat sich die Zahl kaum verändert. In den ländlichen Pfarrgemeinden beträgt der Anteil der über 65-Jährigen bis zu 39 Prozent. In jedem Jahrgang gibt es im Durchschnitt zehn Kinder und Jugendliche.
Konfessionelle Zusammensetzung in den Diensten der Caritas
Der Anteil der christlichen (gut 50 Prozent) und der katholischen Mitarbeitenden (gut 30 Prozent) nimmt ab. In naher Zukunft scheiden überdurchschnittlich viele katholische Mitarbeitende aus. In den letzten Jahren ist die absolute Zahl der Katholiken in den Diensten unverändert. Gleichzeitig ist in vielen Diensten die Zahl der Mitarbeitenden ohne Konfession gestiegen.
Was kennzeichnet einen caritativen Dienst als katholischen Dienst?
Sind es die katholischen Mitarbeitenden, die das spürbar Andere in den Dienstgemeinschaften erfahrbar machen? Wie viele katholische Mitarbeitende braucht ein Dienst? Die Meinungen der Teilnehmer des Zukunftstages waren sehr vielfältig: von "es bräuchte keine christlichen Mitarbeiter" über "alle Leitungskräfte müssen katholisch sein" bis hin zu "nur Katholiken können in einem Dienst arbeiten". Einig waren sich alle: Der Taufschein allein ist für den christlichen Charakter einer Einrichtung nichtssagend. Jeder muss die christlichen Werte authentisch verkörpern und leben. Dies gelingt, wenn jeder Mitarbeitende engagiert und mit Liebe seinen Dienst verrichtet.
In der Diskussion wurde die grundsätzliche Bedeutung der caritativen Einrichtungen für die Kirche erörtert. Ist jeder Gemeinde bewusst, dass eine Einrichtung der verbandlichen Caritas integraler Bestandteil der Pfarrgemeinde ist und im Auftrag der Gemeinde deren diakonischen Auftrag in der Welt erfüllt? Wissen die Einrichtungen, dass sie im Auftrag der Kirchengemeinde vor Ort tätig sind?
Menschen kommen über die Menschen der Caritas mit der Kirche in Berührung, gleich, ob als Bewerber, ob als Hilfesuchender oder Patient. Die Auseinandersetzung mit der Frage "Warum machen wir das so?", die bewusste Reflexion des eigenen Verhaltens auf die christlichen Werte und der persönliche Beitrag für den authentischen Dienst am Menschen entwickeln den Dienst als Dienst der Kirche weiter.
Beteiligen sich die Caritas-Mitarbeitenden am Gemeindeleben? Kommen die Gemeindemitglieder in die Einrichtung, um sich für die Arbeit zu interessieren? Wer steht für Fragen des Glaubens und der Werteorientierung zur Verfügung? Andiskutiert wurde, ob eine formal strukturelle Einbindung der Caritas in die Gemeindegremien und eine bischöfliche Beauftragung für die pastorale Begleitung der Mitarbeitenden hilfreich sind.
Prälat Dr. Neher ist auf formale Anforderungen an das Dienstverhältnis der Caritas-Mitarbeitenden eingegangen. Menschen, die im persönlichen Lebenszeugnis an der Glaubens- und Sittenlehre der Kirche scheitern, sollten eine angemessene Chance auf Zukunft in diesem Dienstverhältnis haben. Dies ist eine Frage der Barmherzigkeit Gottes und der Souveränität des kirchlichen Arbeitsrechts.
Übereinstimmung gab es bei den Teilnehmern, dass sich alle intensiv um die Sensibilisierung der Jugendlichen in den Pfarrgemeinden für soziale Berufe und für eine Mitarbeit in den Caritas-Einrichtungen bemühen sollten, ohne dabei zu drängen.
Fazit des Tages und Ausblick in die Zukunft
Die Bedeutung der Caritas als Vermittler der Glaubensbotschaft, als Ausdruck von Kirche, ist während des Zukunftsforums deutlich geworden. Das Zukunftsforum hat Transparenz und Klarheit in die Fragen nach der Bedeutung der Konfession für ein katholisches Profil der Caritas-Einrichtung gebracht. Die Herausforderung lautet jetzt, gestärkt und ermutigt im Alltag den christlichen Geist in den Diensten zu gestalten. Gelingt dies, wird die Personalgewinnung der Caritas-Einrichtung im Kontext des christlichen Profils weniger Sorgen bereiten. Offen blieb, wer dabei unterstützen kann.