Starten statt warten - Chancen verbessern
Dezember 2011, Max B., Aussiedler aus Kasachstan, schafft den erstrebten Schulabschluss nicht und bricht die Schule vor dem regulären Abschluss ab. "Nicht so schlimm" sagt er, "dann geh´ ich halt erst einmal zur Bundeswehr! ... und nach den zwei Jahren weiß ich bestimmt auch, was ich beruflich machen will."
April 2012, Max B. erhält eine Absage von der Bundeswehr. Er ist nicht für den Militärdienst geeignet. Max B. schmeißt alles hin und zieht sich zurück, spielt Nächte lang Online-Spiele, tagsüber schläft er. Max Mutter wendet sich Hilfe suchend an die Caritas-Kompetenzagentur.
Erst beim dritten Anlauf schafft es Max B. in die Beratungsstelle. "Nachmittag ist schon o.k. und Hausbesuch ist doch ein bisschen peinlich oder?", so Max B. Ein Ausbildungsplatz wartet in der Kompetenzagentur nicht auf Max B., sondern kompetente Berater, die ihn auf seinem Weg in die Berufswelt unterstützen.
Die Sozialarbeiter Bogdan Merker, Vinzenz Bonin und Markus K.C. Cingon unterstützen die Jugendlichen im Alter von circa 14 bis 25 Jahren durch Case-Management und Case-Work, um deren Ausbildungsfähigkeit und Beschäftigungschance zu erhöhen und die Jugendlichen in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu integrieren.
Die Unterstützung der Jugendlichen erfolgt in vier Schwerpunkten: Beratung, Kompetenz-ermittlung, Förderplanung und Coaching. In der Beratung gibt die Kompetenzagentur Information und beantwortet Fragen zu Ausbildungs- und Arbeitswelt und vermittelt gegebenenfalls an spezielle Beratungsstellen. Mit Hilfe von sogenannten Assessments werden die individuellen Stärken und Schwächen, Wünsche und Möglichkeiten der Jugendlichen ausgelotet. In einem gemeinsam erarbeiteten Förderplan werden die Ziele der Jugendlichen festgehalten. Hier wird auch erfasst, woran der Jugendliche arbeiten muss, um seine Ziele zu erreichen und worin die Unterstützung der Kompetenzagentur besteht.
Bei der Umsetzung des Förderplanes wird der Jugendliche durch die Berater der Kompetenzagentur, im Sinne eines Trainers/Coaches unterstützt. Die eigenständige Erreichung der Teilziele stellt für die Jugendlichen oft eine zusätzliche Motivation dar.
So auch bei Max B. Im Juni 2012 hat er ein Jahrespraktikum im Bereich Medienassistenz/computergestütztes Grafikdesign gefunden. Hier möchte er ausprobieren, ob ihm der Traum Grafikdesign tatsächlich liegt und seine bisherigen Begabungen als Grundlagen ausreichen. Daneben erlangt er mit dem Praktikum den praktischen Teil der fachgebundenen Hochschulreife, der ihm noch fehlt. Mit ehrenamtlichen Nachhilfelehrern, die die Kompetenzagentur vermittelt hat, möchte er zusätzlich seine Deutsch- und Mathematikkenntnisse verbessern.
Mit dem Programm "Kompetenzagentur" wurde Ende 2006 in Deutschland ein neues Projekt zur Verbesserung der sozialen und beruflichen Integration besonders benachteiligter Jugendlicher eingeführt. Zu den Ratsuchenden gehören jugendliche Migrantinnen, deren Deutschkenntnisse unzureichend sind, Jugendliche und deren Eltern, die sich nicht mit dem deutschen (Berufs-)Bildungssystem auskennen, deutsche Jugendliche, die aus persönlichen, familiären, sozialen oder gesundheitlichen Gründen die Schule nicht geschafft haben, Jugendliche, die nicht wissen, was sie beruflich und privat wollen oder denen fast alles egal ist und die durch zeitweisen Alkohol- oder Drogenmissbrauch den Anschluss verpasst haben.
Ziel dieses bundesweiten Programms ist es, diesen besonders benachteiligten jungen Menschen, die von den bestehenden Hilfeangeboten zum Übergang von der Schule in den Beruf nicht profitieren oder den Zugang zu den Unterstützungsleistungen nicht finden können, Brücken in ihre berufliche Zukunft zu bauen.
Seit November 2007 hat auch der Landkreis Oder-Spree eine Kompetenzagentur. In zwei Anlauf- und Beratungsstellen in Eisenhüttenstadt und Fürstenwalde/Spree bietet der Görlitzer Caritasverband gemeinsam mit dem Berliner Caritasverband entsprechende Beratung an.
Die Kompetenzagentur Oder-Spree unterstützt besonders benachteiligte Jugendliche aus der Region, ihre Ausbildungsfähigkeit und ihre Beschäftigungschancen zu verbessern. Die kompetenten und erfahrenen Mitarbeiter übernehmen die Beratungs-, Vermittlungs- und Lotsenfunktion zur passgenauen beruflichen und sozialen Integration dieser jungen Menschen. Mit Hilfe des Case-Management/Case-Work-Ansatzes, eines professionellen Instruments der Einzelfallarbeit, nehmen die Berater eine übergreifende Fallkoordination vor und stimmen diese auf den persönlichen Bedarf des Jugendlichen ab. Um dies erreichen zu können, haben die Mitarbeiter gute Kooperationen mit allen relevanten Partnern der regionalen Netzwerke, wie Leistungsträger, Einrichtungen der Jugendhilfe, Bildungsträger und Unternehmen aufgebaut.
Das Projekt wird gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds(ESF) und unterstützt durch das Bonifatiuswerk, die Stadt Fürstenwalde und das Jugendamt des Landkreises Oder-Spree.
INFO:
Dienststelle Eisenhüttenstadt
Karl-Marx-Straße 35c
15890 Eisenhüttenstadt
Telefon: 0 33 64 80 03 80
E-Mail: Dienststelle.Eisenhuettenstadt@caritas-cottbus.de
Dienststelle Fürstenwalde/Spree
Eisenbahnstraße 16
15517 Fürstenwalde/Spree
Telefon: 0 33 61 77 08 17
E-Mail: vinzenz.bonin@caritas-jugendberufshilfe.de