Staplerführerschein für bessere Startchancen
"Fahr nur, richte deinen Mast aus, damit er richtig steht, und dann fahr rein", ruft Günter Zillich, Leiter der Caritas-Recyclingwerkstatt in Gaimersheim, dem 19-jährigen Kevin zu. Dieser hört seinem Anleiter aufmerksam zu und gibt sodann mit dem Gabelstapler Gas, um schließlich eine Gitterbox an- und abzuheben. Kevin macht in der Werkstatt eine von der Arbeitsagentur geförderte Ausbildung. Innerhalb dieser strebt er auch an, den Staplerführerschein zu erwerben. Rund zehn junge Männer haben diesen nach Vorbereitungen in den Caritas-Werkstätten bereits in der Tasche. Weitere gut zwanzig streben ihn in den nächsten zwei Jahren an. Dafür stellt der Caritasverband Eichstätt 5.250 Euro aus Sammlungsmitteln bereit.
Für Beruf und Selbstvertrauen
Zillich startete das Projekt "Staplerführerschein" vor drei Jahren. "Es ist eine gute Initiative, um die Berufschancen der jungen Menschen zu erhöhen und ihnen außerdem grundsätzlich mehr Selbstvertrauen und Verantwortungsbewusstsein zu geben", begründet er. Die Azubis in den Caritas-Werkstätten hatten aufgrund von Lernschwächen oder anderen Benachteiligungen und Handicaps keine Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt. Bei der Caritas lernen sie in einem geschützten Bereich, in dem sie an handwerkliche Arbeit behutsam herangeführt werden - sowie an allgemeine Grundvoraussetzungen dafür wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Verantwortungsübernahme. "Das Projekt Staplerführerschein ist optimal, um den Grundsatz Fordern und Fördern umzusetzen", erklärt Robert Reif, Leiter der Caritas-Werkstätten in Ingolstadt und Gaimersheim. Daher qualifizieren sich mittlerweile außer in der Recyclingwerkstatt auch geförderte Auszubildende in der Schreinerei, Schlosserei und Malerei der Caritaseinrichtung für den Staplerführerschein. Zwei junge Männer, die ihn bereits geschafft haben, arbeiten nach Information Reifs inzwischen als Staplerfahrer in Betrieben der Region. Andere könnten diese erworbene Qualifikation im Rahmen ihrer Arbeit immer wieder einmal zur Geltung bringen. "Im Bereich Logistik und Lagerhaltung sowie auch in Handwerksbetrieben, in Fabriken oder auch im Steinbruch ist es auf jeden Fall ein Plus, wenn man den Staplerschein vorweisen kann", so Reif.
Passend vorbereitet
Damit die jungen Menschen den Führerschein bestehen können, werden sie dem Werkstättenleiter zufolge in meistens rund 50 Stunden vorbereitet: durch viele Fahrübungen, aber auch darauf, was für die Sicherheit und ganz allgemein zu beachten ist: "Mit einem Stapler soll man zum Beispiel keine schiefen Ebenen herunterfahren, und die Gabel muss immer nach hinten geneigt sein, damit die Ladung nicht herunterfällt", erklärt Günter Zillich. Nach Erfahrung der Caritas-Fachkräfte können die geförderten Azubis die Vorbereitung allerdings nicht in Kursen von wenigen Tagen schaffen, die auf dem freien Markt angeboten werden. "In unseren Werkstätten ist für sie die Hemmschwelle niedriger. Sie kennen ihren Anleiter und wissen, dass der nicht gleich ausflippt, wenn etwas einige Male nicht klappt oder auch etwas kaputtgeht. Hier sind die Arbeitsabläufe auf sie angepasst", erläutert Juliane Haslinger, die im Sozialdienst der Caritas-Wohnheime und Werkstätten arbeitet und die jungen Männer pädagogisch betreut. Staplerfahren hält sie auch deshalb für eine geeignete Arbeit für Menschen mit Handicaps, da diese Tätigkeit im Sitzen ausgeführt wird.
Azubi Kevin gibt zu, "dass Staplerfahren für mich am Anfang schon gewohnheitsbedürftig war". Doch inzwischen hat er ein Gefühl, wie man Gitterboxen und Palettenwaren sicher von einem Ort zum anderen transportiert. Er hofft, dass er wie bereits mehrere andere vor ihm demnächst davon auch beruflich profitiert.