Das Wir-Gefühl stärken
"In Hamburg fühle ich mich wohl!", sagt Rasheed Derzi und erzählt begeistert vom letzten Treffen mit dem Ehrenamtlichen Wolfgang Schütte, der mit ihm einen Ausflug in den Stadtpark gemacht hat. Seit zwei Monaten treffen sich die Beiden regelmäßig. Rasheed Derzi lernt so seine neue Stadt kennen und verbessert gleichzeitig seine Deutschkenntnisse.
Viele Hamburger engagieren sich ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit. Für die Neuhamburger ist dieses eine große Hilfe, um sich in der zunächst fremden (Stadt-)Kultur zu orientieren.
In den katholischen Kirchengemeinden finden ebenfalls zahlreiche Aktivitäten und Projekte für geflüchtete Menschen statt. So lädt die Kirchengemeinde St. Bernard in Hamburg-Poppenbüttel einmal im Monat zum Unterhalten und Austauschen in die Gemeinderäume ein. Das Café St. Bernard ist für Jung und Alt, mit und ohne Fluchthintergrund. "Vielen Geflüchteten fehlt der Kontakt zu Deutschen, das wollten wir ändern. Ziel des Cafés ist es, das Wir-Gefühl zu stärken", berichtet Margarete Mix, die zusammen mit Anette Bethke das Projekt ins Leben gerufen hat.
"Wir fühlen uns inzwischen wie eine große Familie"
Anette Bethke, Ehrenamtliche
Seit gut anderthalb Jahren gibt es das Café und erfreut sich immer größerer Teilnehmerzahl. Kaffee, Tee und Saft stellt die Gemeinde bereit, der Kuchen wird meistens mitgebracht. "Die Café-Samstage sind immer fröhliche Nachmittage. Wir unterhalten uns, singen und basteln viel mit den Kindern. Die Jugendlichen klönen gern und spielen zusammen Fußball, Gesellschaftsspiele oder auch Tischkicker. Einmal veranstalteten wir sogar einen Trommelworkshop, der besonders bei den Frauen auf große Begeisterung stieß", erzählt Anette Bethke. Viele der Familien mit Fluchthintergrund, die das Café kennengelernt haben, kommen nun regelmäßig zu den Treffen und empfinden die Gemeinschaft als Familienerweiterung.
Die St. Sophien Gemeinde in Hamburg-Barmbek hat den Schwerpunkt bei den kleinen Neuhamburgern gelegt. In Kooperation mit der Hilfegruppe "Welcome to Barmbek" findet jeden Freitag zwischen 17 Uhr und 18:30 Uhr in der Turnhalle der Sophienschule das Kinderturnen statt.
Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer holen die turnbegeisterten Kinder aus zwei Unterkünften ab und begleiten sie nach dem Sport wieder zurück. Schon seit einem Jahr kommen bis zu 20 Kinder zwischen zwei und neun Jahren, manchmal in Begleitung eines Elternteils, zum Turnen. "Um weiterhin das Angebot aufrecht erhalten zu können, suchen wir noch Helferinnen und Helfer, die gerne mit Kindern toben möchten oder auch Personen, die die Kinder von der Unterkunft abholen beziehungsweise zurückbegleiten", berichtet Manfred Wachter von der St. Sophien Gemeinde. (Kontakt: manfredwachterhh@aol.com)
Der Hamburger Caritasverband unterstützt und begleitet die ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit von Kirchengemeinden als auch von Einzelpersonen. So trifft sich regelmäßig die "Arbeitsgemeinschaft Katholische Flüchtlingsarbeit". Neben einem informativen Teil zu einem speziellen Thema können sich die Teilnehmenden über ihre Erfahrungen aus den einzelnen Initiativen austauschen.
Die Ehrenamtlichen können in Einzelberatungen wertvolle Tipps und Kontaktadressen zu Themen wie finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten, Arbeits- und Wohnungssuche oder auch zu Fortbildungsangeboten erhalten. Kirchengemeinden, die ein Projekt für Zugewanderte und Geflüchtete starten möchten, bietet der Caritasverband einen Workshop an, der bei Ideensuche und -findung bis zum Projektentwurf behilflich ist.
Mitglieder der Kirchengemeinde St. Marien haben zusammen mit Ansgar Biller, dem hauptamtlichen Ansprechpartner für Flüchtlingshilfe der Gemeinde, dieses Angebot genutzt. Die Gruppe entwickelte gemeinsam mit zwei Caritas-Mitarbeitern eine Projektidee, für die sich Jeder begeistern konnte: Open Kitchen. Einmal im Quartal wird nun zusammen mit dem Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) die geräumige Küche der Gemeinde für ausgiebige Koch- und Gesellschaftsnachmittage genutzt.
"Wir möchten mit dem Open Kitchen-Projekt eine Austauschmöglichkeit für Alt- und Neuhamburger schaffen."
Ansgar Biller, Kirchengemeinde St. Marien
"Bei unserem letzten Treffen war durchgehend eine gute Stimmung, obwohl die Essenszubereitung mehr Zeit in Anspruch nahm als ursprünglich geplant. Das gemeinschaftliche Kochen und Essen verbindet und bietet Gelegenheit für Austausch und geselliges Beisammensein", erzählt Ansgar Biller. Für die Kinder gab es ein Bastel- und Backangebot und wer Lust hatte, konnte Limonade selbst herstellen. 25 Personen nahmen am letzten Kochtreff teil. Zukünftig sollen weitere Interessenten dazukommen, so dass "Open Kitchen" zu einer interkulturellen Begegnungsstätte für Gemeinde und Stadtteil heranwächst.
Text: Vera Pohland
Kontakt:
Caritasverband für Hamburg e. V.
Vera Pohland
Telefon: 040 280 140 205
pohland@caritas-hamburg.de