Krank sein ohne Versicherung
Die Malteser-Migranten-Medizin hat in Duisburg ihre 16. Praxis bundesweit eröffnet
Tausende nicht krankenversicherte Menschen in Duisburg und Umgebung können sich bei gesundheitlichen Problemen jetzt an die Malteser-Migranten-Medizin in der Duisburger Innenstadt wenden. In der Praxis nähe Rathaus und Schwanentor behandeln ehrenamtlich tätige Ärzte und Krankenschwestern nun jeweils donnerstags von 10 bis 15 Uhr Menschen, die mangels Versicherungsschutz und Geld in regulären Praxen und Kliniken abgewiesen würden.
Der Zuspruch des Angebots vor allem durch Familien aus osteuropäischen EU-Ländern wie Rumänien oder Bulgarien ließ das Vorgänger-Projekt schnell an seine Grenzen stoßen. Nun haben die Maltester diese Aufgabe übernommen, die mit ihrer Migranten-Medizin bereits an bundesweit 16 weiteren Standorten Erfahrung mit dieser Arbeit haben.
Dass diese Klientel indes deutlich größer und vielfältiger ist als der Name Migranten-Medizin zunächst andeutet, betonte NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens. Neben den EU-Ausländern, die zumindest theoretisch alle eine Krankenversicherung haben müssten, verwies sie auch auf Deutsche, die aus den verschiedensten Gründen keine Krankenversicherung hätten. Zudem behandeln die Praxen der Migranten-Medizin auch Menschen, die ohne korrekte Papiere in Deutschland unterwegs sind.
Bei allem Engagement sei aber eine politische Lösung nötig, um allen Menschen in Deutschland einen regulären Zugang zum Gesundheitssystem zu ermöglichen. Steffens nannte die Gesundheitsversorgung "ein Menschenrecht". 17.000 Menschen lebten im Großraum Duisburg ohne Krankenversicherungsschutz, schätzt die Ministerin und spricht von einer "sehr großen Dunkelziffer".
Die Einrichtung der Praxis hat das Land mit einer Anschubfinanzierung ermöglicht. Mittel- und langfristig ist das Projekt jedoch auf Spenden angewiesen. Ein Unsicherheitsfaktor sind hier vor allem die Kosten, die durch Krankenhausaufenthalte entstehen. In Duisburg hofft man hier auf eine gute Zusammenarbeit mit den örtlichen Krankenhäusern, von denen zwei ebenfalls von den Maltesern betrieben werden.
Während der Sprechstunden stehen zwei Allgemeinmediziner und zwei Kinderärzte für die Patienten bereit. Im Sommer soll noch ein Zahnarzt das Team ergänzen. Zudem bietet eine vom Land finanzierte sogenannte Clearingstelle ihre Beratung an, um für EU-, aber auch für andere Ausländer eventuell doch einen Versicherungsstatus zu ermitteln. An den ersten beiden Öffnungstagen der Praxis kamen bereits 32 Patienten, darunter viele Kinder. Zwei Patienten mussten mit schweren gesundheitlichen Problemen gleich in eine Klinik eingewiesen werden. (tr)
Wer sich ehrenamtlich in der Malteser Migranten Medizin, als Dolmetscher/in oder Krankenschwester/-pfleger engagieren möchte, ist immer willkommen.
Kontakt: 0203 - 8099033 oder mmm.duisburg@malteser.org
Weitere Infos auch unter www.malteser-duisburg.de