Caritas fit für die Zukunft machen
Nicht spekulieren und abwarten, sondern gestalten ist das, was dran ist. Natürlich kommen mir da auch Fragen: Ist Kirche wirklich Machen und Gestalten oder nicht eher sichentwickeln- lassen und Verwalten?
Ich glaube, es ist beides. Wenn wir ehrlich unsere finanzielle Lage anschauen ist klar, dass wir jetzt entschieden handeln müssen, um unser Erzbistum fit für die Zukunft zu machen. Die Kirchensteuereinnahmen sind im Moment noch stabil, aber die jährlich steigenden Investitionsbedarfe der Kitas, Schulen, Pfarreien, Bildungshäuser etc. überfordern uns zunehmend. Dazu kommt der demographische Wandel. Wir werden weniger und älter.
Daneben gibt es eine noch größere Herausforderung: Wie können wir heute unseren Glauben leben und ihn an andere Menschen und unsere Kinder weitergeben. Das ist der eigentliche Zweck unserer Kirche und aller ihrer Einrichtungen und Verbände: Gott zu den Menschen zu bringen.
"Wir sind nicht Kirche für uns selber. Kirche sind wir immer und zuerst für die anderen, ja für die ganze Welt. Die Kirche lebt aus einer diakonischen und missionarischen Grundhaltung. Wir wollen andere mit dem Evangelium in Berührung bringen in Tat und Wort. Nur, wenn wir aus uns herausgehen, können wir für das Leben der Menschen eine Bedeutung gewinnen." (Hirtenwort zum Erneuerungsprozess).
Um beide Herausforderungen - wirtschaftliche Konsolidierung und geistlichen Aufbruch - anzugehen, habe ich zusammen mit dem Generalvikariat den Erneuerungsprozess unseres Erzbistums angestoßen. Er steht unter dem Leitwort "Herr, erneuere deine Kirche und fange bei mir an." Wir wollen die verschiedenen Bereiche unserer Kirche - wie etwa Kitas, Schulen und eben die Caritas - zukünftig auf eigene wirtschaftliche Füße stellen und gleichzeitig die Bedeutung der Kirche im Leben der Menschen stärken. Die Caritas als unser katholischer Sozialverband spielt dafür eine große Rolle. In zahlreichen Einrichtungen und Diensten leben Haupt- und Ehrenamtliche konkret die Zuwendung zum bedürftigen Menschen. In der Hilfe für Menschen in Not sowie als Anwalt und Partner Benachteiligter, arbeiten Katholiken mit anderen Christen und auch Nicht-Christen zusammen. Deshalb ist es wichtig, die Caritas in einem eigenen Teilprojekt des Erneuerungsprozesses‚ fit für die Zukunft zu machen.
Dr. Stefan Heße, Erzbischof von Hamburg