"Viel zu viel Alkohol"
Herr Guth, warum hat sich die Caritas-Suchtambulanz in der diesjährigen Aktionswoche „Alkohol? Weniger ist besser!“ stark engagiert?
Deutschland nimmt hier einen gefährlichen Spitzenplatz im internationalen Vergleich ein: Platz fünf unter 40 untersuchten Ländern, was den durchschnittlichen Alkoholkonsum pro Kopf angeht. Das sind rund zwölf Liter Reinalkohol im Jahr. Das ist viel zu viel! Etwa 74.000 Menschen sterben bundesweit Jahr für Jahr an den Folgen ihres überhöhten Alkoholkonsums. Und rund 26.700 junge Menschen im Alter von 10 bis 20 Jahren wurden allein 2012 mit einer akuten Alkoholvergiftung in die Krankenhäuser eingeliefert. Auch in unserer Region 10 – Ingolstadt und den Landkreisen Eichstätt, Pfaffenhofen sowie Neuburg-Schrobenhausen – ist Alkohol die Droge Nummer 1. Knapp über die Hälfte aller Ratsuchenden bei uns kommt aufgrund einer Alkoholproblematik. In der Onlineberatung sind es mit fast 60 Prozent noch mehr. All das zeigt: Alkoholismus ist eine Volkskrankheit.
Was ist für den Körper das Problematische am Alkohol?
Alkohol ist ein Zellgift. Man kann sagen: Bei übermäßigem Alkoholkonsum vergiftet man sich schleichend. Und das Lebensalter reduziert sich wesentlich. Da Wahrnehmungsfähigkeit und Reaktionsschnelligkeit durch Alkohol rasch beeinträchtigt werden, empfehle ich, gänzlich darauf zu verzichten, wenn jemand anschließend im Straßenverkehr unterwegs ist.
Vor rund zehn Jahren war das Problem alkoholhaltiger Süßgetränke – sogenannter Alkopops – stark in der Diskussion. Jetzt hört man hiervon nicht mehr viel. Bedeutet das Entwarnung?
Keinesfalls! Zwar ist es Gott sei Dank durch eine Sonderbesteuerung dieser Getränke gelungen, dass jetzt nicht mehr so viele ganz junge Menschen zu ihnen greifen. Dennoch sind sie beim Partyvolk nach wie vor beliebt und die Wirkung wird weiterhin verharmlost. Der Markt für derartig „hippe“ Alkoholika ist relativ innovativ.
Wie zeigt sich das?
Alkopops werden in der Regel in peppig aufgemachten 0,3-Liter-Flaschen verkauft. Einige lassen vom Namen her nicht einmal den Rückschluss zu, dass Alkohol drin ist. Durch Zucker und Aromastoffe wird der bittere Geschmack des Alkohols überdeckt, sodass man meistens, ohne es zu bemerken, viel Alkohol in kurzer Zeit zu sich nimmt. Viele trinken das dann wie Limonade. Zudem liegen die Flaschen gut in der Hand, sind tanzflächentauglich und somit für junge Menschen attraktiv. Doch am Ende der süßen und attraktiven Verführung steht oft ein Alkoholrausch, im schlimmsten Fall sogar eine Alkoholvergiftung.
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