Jugend flickt Fahrräder
Sehr zur Überraschung von Simone Jansen standen nach dem Wochenende vor dem Gebäude der Jugendwerkstatt in Hilfarth drei gebrauchte Fahrräder. Doch der Leiterin der Einrichtung in Trägerschaft des Caritasverbandes für die Region Heinsberg war schnell klar, dass es sich hierbei um gespendete Zweiräder von Bürgern handelte, die die Jugendlichen in der Metallwerkstatt reparieren sollten, um sie dann an Asylbewerber und Flüchtlinge weiterzugeben.
Dass Fahrräder von Privatleuten direkt hier oder bei der Stadt Hückelhoven abgegeben werden, ist kein Novum, wie Simone Jansen bemerkt. Bereits seit vielen Jahren arbeite die Stadt bzw. das Sozialamt mit der Jugendwerkstatt Hilfarth zusammen, erzählt Hans-Josef Schmitz, Leiter des Sozialamtes. Über Simone Jansen habe er erfahren wie motiviert und kreativ die Jugendlichen seien, wenn sie Spielgeräte und Dinge des täglichen Gebrauchs reparieren können. Die Jugendwerkstatt ist die einzige Einrichtung im Kreis Heinsberg, die nach dem Landesjugendplan "sozialpädagogische Hilfe für junge Menschen im Übergang von der Schule zum Beruf" gefördert wird. 16 Teilnehmern bietet sie als offene und freiwillige Maßnahme in der Metallwerkstatt oder Hauswirtschaft die Möglichkeit, in einem Jahr in Theorie und Praxis allgemein, berufs- und arbeitsbezogene Schlüsselkompetenzen zu erwerben.
"Deshalb haben wir gemeinsam begonnen, Fahrräder zu reparieren", so Schmitz. Ein Mitarbeiter des Bauhofs sei zuständig für das Bringen und Holen. Denn die Fahrräder bekämen die Asylbewerber und Flüchtlinge geschenkt. "Wir versuchen allen diesen jungen Männer eine Arbeit zu vermitteln. Um zu den Arbeitsplätzen zu gelangen, brauchen sie oft ein Fahrrad", weiß er. Zudem wolle man zeigen, dass sie als Asylbewerber und Flüchtlinge in der Stadt willkommen seien. In diesem Jahr hätten die Jugendlichen der Jugendwerkstatt bereits 31 Fahrräder repariert. "Mittlerweile können sie alle einen Mantel wechseln und haben gelernt, ein Fahrrad wieder verkehrstüchtig herzurichten", ergänzt Simone Jansen.
Für die Instandsetzung eines Fahrrads zahle die Stadt der Jugendwerkstatt eine Pauschale von 30 € für die Materialkosten, so Hans-Josef Schmitz. Vor einiger Zeit habe man einen Hilfeaufruf in den Medien gestartet, weiter Fahrräder für die Asylbewerber und Flüchtlinge zu spenden, so Hans-Josef Schmitz. Ihn freue es, dass die Bereitschaft in der Bevölkerung Fahrräder zur Verfügung zu stellen bisher so groß gewesen sei. "Dafür bin ich den Bürgern sehr dankbar. Ich habe nicht erwartet, dass so viele so offen sind und helfen wollen", so Schmitz. Die gesamte Aktion sei eine "Win-Win-Situation". Die Bürger wüssten ihre alten Fahrräder gut aufgehoben, die Asylbewerber und Flüchtlinge hätten einen fahrbaren Untersatz, und die Jugendlichen der Jugendwerkstatt würden erfahren, dass ihre Arbeit wertgeschätzt werde. Deshalb habe die Stadt an die Jugendwerkstatt zwei weitere Aufträge vergeben: Die Jugendlichen sollen Fahrradständer und Mülleimer für die Stadt bauen.