Mehr als warmes Essen

Suppe, Hauptspeise und Nachtisch: Einmal in der Woche kochen Ehrenamtliche im Mannheimer Stadtteil Waldhof-Ost für Kinder. Auch junge Mütter mit Babys und Kleinkindern nutzen das Angebot.Julia Koch

Eine hohe Arbeitslosigkeit, viele Jugendliche ohne Schulabschluss, Familien mit mehreren Kindern und wenig Geld und schlechte Wohnverhältnisse charakterisieren die Gegend.
Schon in den 1980ern begann deshalb die Caritas-Konferenz St. Lioba, sich in Waldhof-Ost zu engagieren. Los ging es 1985 mit einer Nähstube, in der Frauen lernten, Hosen zu kürzen, Löcher zu stopfen und Risse zu nähen. Die Nähstube in der Frohen Zuversicht gibt es noch heute – zehn bis 15 Frauen treffen sich dort einmal wöchentlich. Damals kochten die Frauen nach der Arbeit zusammen – und bekamen Gesellschaft von hungrigen Kindern, die ebenfalls etwas zu Essen haben wollten. So richtete die Caritasfrau Waltraud Roos vor 15 Jahren den Kindermittagstisch ein und leitet ihn seitdem.
Einmal die Woche kochen zehn Ehrenamtliche kostenlos für Kinder – Suppe, Hauptspeise und Nachtisch. Auch einige junge Mütter mit Babys und Kleinkindern nutzen das Angebot. Bis zu 120 Portionen gehen am Tag weg. Die Ehrenamtlichen kochen, decken die Tische, servieren und räumen auf. Für einen zweiten Mittagstisch in der Woche sucht die Caritas-Konferenz weitere Ehrenamtliche.
Frische Lebensmittel werden über Spenden finanziert. Haltbare Zutaten wie Nudeln, Reis und Dosenfrüchte erhält der Mittagstisch als Sachspende. Einmal im Jahr bitten Mitglieder des Mannheimer Lions Club mit der Aktion „Ein Teil mehr im Einkaufswagen“ vor einem Supermarkt um Spenden. In den vergangenen Jahren kamen dabei jedes Mal Lebensmittel im Wert von rund 10000 Euro zusammen. Auch der Club Round Table unterstützt die Einrichtung regelmäßig.
Dreimal pro Woche gibt es eine kostenlose Ausgabe von Extra-Spenden von Supermärkten und Bäckereien. Pro Tag packen die Ehrenamtlichen 20 bis 30 Kisten mit einer identischen Auswahl an Produkten. Zu den Kunden gehörten ältere Menschen mit kleiner Rente, Hartz-IV-Empfänger und Migrantinnen.
Einmal im Monat spielen 25 bis 30 Kinder des Mittagstischs mit Mitgliedern des Leo-Clubs Mannheim-Kurpfalz; auch Feste, Fasnacht und Kindergeburtstage werden hier gefeiert. Kochkurse für Mütter wurden ebenfalls angeboten – einige der Teilnehmerinnen helfen jetzt ehrenamtlich mit. Einmal im Jahr fahren Waltraud Roos und weitere Ehrenamtliche mit Müttern und Kindern für einige Tage in ein Kloster bei Straßburg, um sich bei gemeinsamen Spielen, Wanderungen und Ausflügen zu erholen.
Das Mittagstisch-Team kümmert sich inzwischen um die unterschiedlichsten Sorgen: um finanzielle Probleme, Erziehungsprobleme und Krankheitsfälle. Mal hilft eine Sachspende weiter, mal eine andere Caritas-Einrichtung. Die Vernetzung mit der Stadt Mannheim ist eng: Eine Etage über dem Mittagstisch hat der städtische Gemeinwesenarbeiter sein Büro. Zu den weiteren Hilfsangeboten in der Frohen Zuversicht gehören unter anderem psychologische und soziale Beratung, Hausaufgabenhilfe und eine Kleiderkammer.