Stiftung für behinderte Menschen
Eigentlich hatte die Bewohnerin des Caritas-Wohnheims in Lüdinghausen die zwei Euro für einen Besuch in der Eisdiele gespart. Aber als sie von der Not ihrer 41jährigen Nachbarin erfuhr, der die Krankenkasse das notwendige Gebiss nicht bezahlen will, gab sie das Geld Heimleiter Ingo Emmelmann. Der brachte es mit zur Gründung der Caritas-Stiftung für Menschen mit Behinderungen. Aus kleinen und gerne auch größeren Beträgen soll das Vermögen wachsen und "behinderte Menschen mit der Hilfe unterstützen, für die sich kein Kostenträger findet," erklärte Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann.
Der Diözesancaritasverband ermöglicht mit einem Startkapital von 50.000 Euro die Gründung als Stiftungsfonds unter dem Dach der Caritas GemeinschaftsStiftung im Bistum Münster. Die ersten Zustifter sind mit dem Kreiscaritasverband Coesfeld und der Arbeitsgemeinschaft der Angehörigenvertretungen bereits gefunden. Für sie unterzeichneten Caritas-Vorstand Johannes Böcker und Sprecherin Monika Rüschenbeck vor Vertretern aus Verbänden und Einrichtungen sowie einigen Bewohnern aus Caritas-Einrichtungen gemeinsam mit Kessmann die Stiftungsurkunde.
Die Zwei-Euro-Spende animierte zwei weitere Bewohner, spontan zum Podium zu kommen und das dicke Porzellanschwein weiter zu füttern. Sie gaben damit den Startschuss, es durch die Reihen der rund 80 Teilnehmer gehen zu lassen. Das war ganz im Sinne von Kessmann. Die Stiftung müsse wachsen, "damit wir immer mehr helfen können." Die Gründung möge in Zeiten der Inklusion seltsam erscheinen, aber es gebe immer wieder Situationen, in denen Menschen mit Behinderungen zusätzliche Unterstützung bräuchten.
Ingo Emmelmann bestätigte das mit seinem Beispiel. Den 50 Bewohnern in Lüdinghausen gehe es grundsätzlich gut. Sie hätten Arbeit, seien versorgt. Aber es gehe ihnen nicht immer gut. Er berichtete es nicht ertragen, sich etwas in den Mund zu stecken, auch keine Zahnbürste. Deswegen hätten ihr jetzt die letzten Zähne gezogen werden müssen. Die Krankenkasse lehne eine Kostenübernahme für ein Gebiss ab, weil es wegen einer Kieferfehlstellung sehr teuer sei.
Eltern bleibe die Sorgen, "was mit unseren Kindern wird", bekannte Monika Rüschenbeck. Trotz aller Hilfen müsse man sich bewusst sein, dass sie lebenslang Sozialhilfeempfänger blieben: "Sorgen wir dafür, dass sie keine Not leiden müssen", rief Rüschenbeck zu weiteren Zustiftungen und Spenden auf.