Zwei Therapeuten auf vier Pfoten gehören auch dazu
Die junge Frau sitzt am kleinen Tisch im Eingangsbereich der Caritas-Tagesförderstätte St. Agatha in Merzig-Merchingen und ruft "Hallo, Hallo". Immer wieder, ganz gleich wer, wann und wie oft an ihr vorbeigeht. "Ja, das ist unsere ‚Empfangsdame‘. Sie mag es einfach, alle Besucher zu begrüßen", erklärt Jessica Schwindling, die Leiterin der Tagesförderstätte, und lacht.
Was so witzig anmutet, ist ein Indiz dafür, dass das Team alle Betreuten genau kennt und auf Stärken, Kompetenzen und individuelle Bedürfnisse eingeht. So schaut eine Gruppe gerade gemeinsam einen Film an, während andere unter Anleitung malen, basteln und puzzeln. Derzeit verbringen 22 geistig oder mehrfach schwerstbehinderte Jugendliche und Erwachsene ihre Tage in der teil-stationären Einrichtung. Aufgrund der Art oder Schwere ihre Behinderung können sie nicht oder noch nicht in einer Werkstatt für Behinderte arbeiten. In dem barrierefreien Haus werden sie umfassend gefördert. Das Ziel: "größtmögliche Selbstständigkeit, mitmachen, mitreden, mitgestalten, eben am Leben teilhaben", formuliert es Jessica Schwindling. Nicht zuletzt bietet das Angebot den Familien Entlastung und die Gewissheit, dass ihre Angehörigen es gut haben.
Erfahrung und Zuwendung
An Erfahrung mangelt es nicht. So feierte die Tagesförderstätte im November 2017 ihren 50. Geburtstag. Den Anstoß dazu hatte 1967 Anna Leistenschneider gegeben, die damalige Geschäftsführerin des Caritasverbandes. Im Pfarrzentrum St. Josef in Merzig wurden damals allerdings ausschließlich Kinder betreut. Schon bald sah man, dass Viele nach der Zeit in der Sonderschule wieder zurückkamen, weil sie nicht oder noch nicht in eine Werkstatt integriert werden konnten. Im Laufe der Jahre gab es mehrere Umzüge, 1975 nach Merchingen, und nicht zuletzt den Schwerpunktwechsel hin zu "Jugendlichen und Erwachsenen". Seit 2013 ist die Tagesförderstätte nun in dem Neubau in der Agathastraße zu finden. Dort betreut ein multiprofessionelles Team die Menschen mit Behinderung. Gefragt ist auch ein feines Gespür für Menschen. So fühlen sich die Betreuten gut aufgehoben, und dank der Verortung der TaF in der Ortsgemeinde ist auch die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben möglich.
Obwohl das Angebot so abwechslungsreich ist, fiebern Viele einem Termin ganz besonders entgegen. Alle 14 Tage kommen Jutta Birk, die Leiterin der Therapiehundeausbildung Saarland, und Annette Berrahma, Mitarbeiterin des Caritasverbandes Saar-Hochwald e.V., mit ihren Therapiehunden Emil und Coco zu Besuch. "Viele können es kaum erwarten, die Vierbeiner zu streicheln und zu spüren", sagt Tagesförderstätte-Mitarbeiterin Tina Hißler, die das Hundeprojekt in St. Agatha betreut.
Ingrid Fusenig