Kennen Sie den Geruch von Weihnachten?
Der Geruch von Weihnachten - was ist das für Sie? Der Tannenbaum, der seinen Duft im warmen, geschmückten Zimmer entfaltet, unter ihm neben der Krippe phantasievoll verpackte Geschenke im Kerzenlicht, dazu Pfefferkuchen, Nüsse und Mandarinen auf dem festlich gedeckten Tisch? Jede Familie hat ihre eigenen Traditionen. Für viele Glieder der Familie, um die es hier geht, ist das eben Beschriebene keine Selbstverständlichkeit und doch konnten sie es am vergangenen Heiligen Abend erleben. Fleißige Hände hatten sie vorbereitet, die Weihnachtsstube der Caritas im Clemens-Neumann-Heim neben der St. Jakobus-Kathedrale in Görlitz. Sogar Kinder einer Grundschule hatten mitgeholfen und Sterne für die Gäste gebastelt. Gemäß einer langen Tradition waren wieder Menschen, die Heiligabend nicht allein verleben wollten, von 17 bis 21 Uhr zur gemeinsamen Feier eingeladen. Bei Kaffee und Stollen machte man sich miteinander an den Tischen bekannt, beziehungsweise freute sich, alte Bekannte wiederzutreffen. Ob Helfer oder Gast, jeder hatte sein ganz persönliches Erlebnis, wie z.B. die pensionierte Schulleiterin, die den ehemaligen Hausmeister ihrer Schule wiedertraf oder der Hochschulprofessor, welcher intensive Gespräche mit einem Tippelbruder führte.
"So etwas habe ich noch nie erlebt"
Menschen, die in ihrem Leben gut zurechtkommen, und Menschen, die mit dem Alkohol kämpfen, sowie von Krankheit oder Unfall Gezeichneten wurde die frohe Kunde von der Geburt Jesu in einer Krippen-Bild-Meditation verkündet. Ob sich der Eine oder Andere in der Bäuerin oder dem Flötenjungen und den anderen Krippenfiguren wieder gefunden hat? Wir wissen es nicht. Aber sicher ist, dass die kleine gefaltete Schachtel mit Kerze, Schokolade und Tee, die Tüten mit den von vielen Helfern selbst gebackenen Plätzchen sowie die Tombola, bei der jedes Los gewann, etwas von den "kleinen Dingen, in die Gott die großen Freuden hineingelegt hat" (Honore de Balzac), verdeutlichte. Diesen Spruch von Balzac konnte jeder in seiner Schachtel mit nach Hause nehmen. Als nach gemeinsamen Weihnachtsliedersingen und Geschichtenhören nach dem Abendessen jeder noch etwas von den Resten mitnehmen durfte, war die Freude groß. Die Malteser standen wie immer schon zur Heimfahrt bereit. Als zum Abschied ein Teilnehmer meinte "So etwas habe ich noch nie erlebt", war das der schönste Dank für die durchweg ehrenamtlichen Helfer.
Aus einem anderen Blickwinkel betrachtete vieles unser Helfer aus dem Iran. Für ihn wäre es unvorstellbar, dass in seinem Land am Tag eines religiösen Festes jemand allein ohne Einbindung in Familie oder Nachbarschaft ist.
Uns allen miteinander ist es gelungen, einen Heiligen Abend in einer großen Familie zu feiern, in der es unbedeutend ist, was ein jeder ist und was er hat.