Es kann jeden treffen
Frank-Martin Oertel ist es trotzdem passiert. Mit fast 60 Jahren, nach zwei abgeschlossenen Ausbildungen und nach über vier Jahrzehnten ununterbrochener Berufstätigkeit rutschte er innerhalb kürzester Zeit ab und landete auf der Straße.
Es gibt Ereignisse, deren Tragweite im Vorhinein nur schlecht einzuschätzen sind. Bei Frank-Martin Oertel war es der Tod seiner Partnerin, der ihn aus dem gewohnten Leben riss. Der gelernte Betriebsschlosser ging nicht mehr zur Arbeit, verlor so sein regelmäßiges Einkommen und schließlich auch noch seine Wohnung. Nach 41 Jahren Erwerbstätigkeit stand Frank-Martin Oertel plötzlich vor dem Nichts.
Unterstützung in der akuten Not fand er bei der Wohnungslosenhilfe des Caritasverbandes Unna. Hier bekam Oertel einen Platz zum Übernachten und die nötige Hilfestellung, um zunächst die dringendsten Fragen zu klären - etwa die Einrichtung einer Meldeadresse in der Wohnungslosenhilfe bzw. die Klärung seiner finanziellen Ansprüche.
Schritt für Schritt gewann Frank-Martin Oertel den Mut für einen Neuanfang. Inzwischen ist der 61-Jährige auf dem besten Weg zurück in einen geregelten, selbstbestimmten Alltag. Im Rahmen des Ambulant Betreuten Wohnens der Caritas lernt Oertel, wie er wieder ein eigenständiges verantwortungsbewusstes Leben in einer eigenen Wohnung führt.
Frank-Martin Oertels Geschichte ist zwar selten, aber keineswegs ein Einzelfall, wie ein Blick in den jüngsten Jahresbericht der Caritas-Wohnungslosenhilfe Unna zeigt. Demnach verfügen über 20 Prozent der insgesamt 324 wohnungslosen Menschen im Kreis Unna, die im Jahr 2014 die Beratungsstelle aufgesucht haben, über eine abgeschlossene Berufsausbildung. Berufliche Qualifikation gelte zwar nach wie vor als wichtigste "Vorsorge" gegen Wohnungslosigkeit und Armut, erklärt Caritas-Vorstand Ralf Plogmann. "Trotzdem sollte uns allen klar sein, dass es jeden Menschen treffen kann."