Kommunikation ist das beste Werkzeug
Die Kita sammelt bereits seit den 1990er Jahren Erfahrungen mit den Kindern zugewanderter Eltern. In vielen anderen Kitas im Bistum Münster beginnt dieser Prozess im Zuge der Flüchtlingssituation erst jetzt. Einige Kinder haben in den Herkunftsländern oder auf dem Weg nach Deutschland traumatische Erfahrungen gemacht.
Das stellt die Fachkräfte in den Kitas vor neue Herausforderungen. "Manche der Kinder mit Fluchterfahrungen zeigen Verhaltensweisen, die nicht sofort zu verstehen sind", sagt Kathrin Wiggering, Referentin beim Caritasverband. Deshalb sei es dem Verband sehr wichtig, die Kitas bei der Bewältigung der Anforderungen zu unterstützen und ihnen beispielsweise passende Fortbildungen anzubieten und den Erfahrungsaustausch zu unterstützen. "Die Nachfrage nach derartigen Qualifizierungsangeboten ist sehr groß", sagt Wiggering.
Mit Hand und Fuß
Ein Patentrezept gebe es zwar nicht, doch das wichtigste Werkzeug bleibe die Kommunikation. "Wir suchen bei auffälligem Verhalten immer den Kontakt mit den Eltern. Egal, woher sie kommen", erzählt Doris Becking. In Vreden kann sie auf ein großes Netz an Ehrenamtlichen und freiwilligen Dolmetschern zurückgreifen, dass sich seit den 1990er Jahren gebildet hat. Außerdem hat sich über die Jahre ein großer Vorrat an mehrsprachigen Büchern und Materialien entwickelt, die der Kita etzt zugute kommt. "Häufig erfolgt die Kommunikation aber auch mit Hand und Fuß", so Becking. Das bräuchte dann deutlich mehr Zeit als die Gespräche mit deutschsprachigen Eltern.
Sie berichtet von einem Jungen aus Aserbaidschan: Dieser hätte sich oft versteckt und selbst auf Rufe der Erzieherinnen nicht reagiert. "Die Eltern hatten ihm in Aserbaidschan gesagt, dass er nur aus seinem Versteck kommen dürfte, wenn sie ihn rufen." Was als Schutzmaßnahme gegen Verfolgung gedacht war, erwies sich in Deutschland als unnötig. "Wir haben ihm gemeinsam mit den Eltern zu verstehen gegeben, dass er in einem sicheren Land ist", erzählt Becking.
Nicht zuviele Reize
Das Stichwort "Sicherheit" stellen auch Expertinnen wie Hanne Shah vom Kölner Zentrum für Trauma und Konfliktmanagement nach ganz vorne. "Man muss den Kindern Ruhezeiten ermöglichen und darf sie nicht zu vielen Reizen aussetzen", sagt Shah. Sie beruhigt zudem: "Nicht alle Kinder, die jetzt zu uns kommen sind traumatisiert." Wichtig sei aber ein Bewusstsein für bestimmte Situationen, die für viele andere Kinder harmlos sind. "Ein Schlauchboot oder Planschbecken löst bei Kindern, die über das Meer geflüchtet sind, vielleicht Todesangst aus." Vor allem brauchen die Kitas an der Basis Personal. "Das ist die beste Präventionsarbeit", sagt Shah.