Stadtpläne für Zuwanderer
Ein Ortseingangsschild von Witten leuchtet auf der Titelseite der neuen Stadtpläne für ausländische Neubürger. Im Hintergrund sind zwei markante Wittener Gebäude abgebildet, das Rathaus und das Berger Denkmal. "Welcome" steht darüber, es ist nicht nur das englische Wort für "Willkommen", sondern auch der Name eines Projektes des Caritasverbandes Witten, das für die Gestaltung und Konzeption der Stadtpläne verantwortlich ist. Die Karten sollen nicht nur Flüchtlingen, sondern allen Zuwanderern die Orientierung auch ohne Smartphone erleichtern. Die Pläne wurden bei Hilfsorganisationen und in Flüchtlingsheimen verteilt.
"Einige Flüchtlinge treffe ich immer wieder an den gleichen Kreuzungen an, weil es dort den kostenlosen Internetzugang von Freifunk gibt", erzählt Marek Schirmer, Projektmitarbeiter beim Caritasverband. "Für viele Internetkartendienste ist eine durchgehende Internetverbindung auf dem Smartphone nötig, sonst funktioniert die Navigation nicht. Es wird unnötig viel Datenvolumen verbraucht." Die Caritas-Stadtpläne funktionieren auch ohne Internet und Mobilfunk und sprechen somit eine größere Zielgruppe an. Sie decken den innerstädtischen Bereich von Witten und den Ortsteil Annen ab. Viele für Flüchtlinge und andere Zuwanderer wichtige Einrichtungen wurden auf der Karte mit einer Zahl versehen. Die Legende ist nach Einrichtungen aufgeteilt, von Amtsgericht über Integrationskursträger bis zur Polizei und den Stadtwerken sind viele Einrichtungen zweisprachig in Arabisch oder Englisch sowie Deutsch aufgeführt.
"Wir spüren Defizite in der Versorgung auf, entwickeln neue Ideen, wie Flüchtlinge und Migranten besser über die bestehenden Angebote informiert werden können", erzählt die Sozialarbeiterin Christine Henkel vom Caritasverband. "Wir haben viele Stadtpläne des Stadtmarketings in unserer Einrichtung an Flüchtlinge verteilt, doch diese richten sich an Touristen und führen zu Sehenswürdigkeiten. So lernen ausländische Neubürger ihre Stadt kennen, aber sie finden nicht zum Gesundheitsamt oder zur Frauenberatung." Die Idee entstand im Dezember 2015. Viel Arbeit stand an. Erst musste der Openstreetmap-Stadtplan vom Ballast befreit, wichtige Punkte eingezeichnet und die Übersetzung mit ehrenamtlichen Mitarbeitern erarbeitet werden.
Die arabische Übersetzung lieferten Flüchtlinge, Teilnehmer von Babilingua, dem Café der Sprachen in der Freiwilligenagentur Fokus. Für den Feinschliff ist Tarif Alkhayat verantwortlich. Bei der englischen Übersetzung half der Muttersprachler Julian Scoffield. "Ohne Openstreetmap hätte alles länger gedauert", erklärt Schirmer. "Unser Dank gilt auch den Wittenern, die den kostenlosen Stadtplan im Internet erstellt haben." Mit den Rohdaten aus dem Internet ging die Arbeit schneller. Den Druck bezahlte übrigens das Bundesinnenministerium über die Welcome-Projektmittel.