Fahrrad macht mobil
Mal eben mit dem Rad in die Stadt fahren, einkaufen, Behördengänge erledigen, an kulturellen Veranstaltungen teilnehmen oder zu Freunden radeln - für Viele eine Selbstverständlichkeit. Doch vor allem Flüchtlingen fehlt oft das Geld, um sich ein fahrtüchtiges Fahrrad leisten zu können. Immer mit Bus oder Bahn zu fahren, ist auch zu teuer. Deshalb hat youngcaritas Krefeld das Projekt "Fahrrad macht mobil" ins Leben gerufen.
Ziel von "Fahrrad macht mobil" ist es, Menschen mit geringen finanziellen Mitteln mit Fahrrädern auszustatten, um ihnen eine gewisse Mobilität zu ermöglichen. "In erster Linie richtet sich unser Angebot an Flüchtlinge - aber auch Einheimische sollen unterstützt werden", erläutert Sonja Neuwirth, Koordinatorin von youngcaritas Krefeld.
Die Idee zum Fahrradprojekt entstand bei einem anderen youngcaritas-Projekt: "Das Porträt" war eine Aktion, bei der junge Krefelder und junge Flüchtlinge sich porträtierten und gemeinsam einen Film drehten. Einer der Teilnehmer berichtete, dass er - wie viele andere Flüchtlinge auch - mehrmals am Tag zum Beispiel für Behördengänge weite Strecken zu Fuß zurücklegen müsse. Ein Fahrrad oder ein Busticket könne er sich nicht leisten. Die Caritas sah Handlungsbedarf und machte sich auf die Suche nach Fördermöglichkeiten und Unterstützern - und wurde fündig: "Das Projekt wird zum einen vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sowie vom NRW-Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales gefördert. Zum anderen haben wir in Krefeld einige Kooperationspartner gewinnen können - so die Freie evangelische Gemeinde, den FahrRad! AktionsKReis, das Sozialwerk Krefelder Christen e.V. und den ADFC Krefeld/Viersen (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club)", berichtet Eva Renard, Caritas-Sachbereichsleiterin.
In einer Halle der Freien evangelischen Gemeinde an der Gerberstraße richtete youngcaritas mit den Projektpartnern eine Fahrrad-Werkstatt ein. Ein Spendenaufruf wurde gestartet und schnell kamen rund 200 gebrauchte Fahrräder zusammen. Manche in einem guten Zustand, manche eher zum Ausschlachten geeignet.
In der Fahrradwerkstatt arbeiten ehrenamtliche Helferinnen und Helfer mit Flüchtlingen zusammen. "Neben der Werkstatt soll hier auch eine Art Begegnungsstätte entstehen. Wir hoffen, dass über die gemeinsame Arbeit Kontakte geknüpft werden und sich ein Miteinander entwickelt", sagt Sonja Neuwirth. Für dieses Miteinander werden dringend noch weitere Interessierte gesucht, die gerne anderen das Reparieren von Fahrrädern beibringen möchten.
"Bevor ein Rad für einen symbolischen Betrag erworben werden kann, muss der Käufer an einem Verkehrsunterricht teilnehmen", informiert Sonja Neuwirth. Die Verkehrsschulungen finden in Zusammenarbeit mit dem FahrRad! AktionsKReis und dem ADFC Krefeld/Viersen statt. Bei den Schulungen geht es nicht ums Fahrradfahren, sondern um das Lernen von Verkehrsregeln, damit sich Zuwanderer sicher auf den Krefelder Straßen bewegen.
Um Missbrauch mit den gespendeten Rädern vorzubeugen und einen Teil der Materialkosten für die Reparaturen zu decken, werden die Räder für 10 bis 30 Euro abgegeben. Jeder Käufer erhält einen personifizierten youngcaritas-Fahrradpass mit Rahmen- oder Codierungsnummer. Mit einem solchen Fahrrad wird Flüchtlingen und Menschen mit geringem Einkommen die Teilhabe am Leben in Krefeld erleichtert. Immer wieder gibt es in der Stadt und in verschiedenen Stadtteilen kostenfreie Bildungs- und Kulturangebote. Aber bisher scheitert die Teilnahme häufig schon allein an den mangelnden Möglichkeiten, zum Veranstaltungsort zu kommen. Mit einem Rad vergrößert sich der Aktionsradius. "In einem Fall konnten wir mit einem solchen Fahrrad einem jungen Mann die Annahme einer Lehrstelle erleichtern. Denn er muss schon sehr früh morgens anfangen, da fährt noch gar kein Bus oder keine Bahn", berichtet Sonja Neuwirth.
Inzwischen haben elf theoretische Verkehrsschulungen mit 160 Teilnehmern stattgefunden. Rund 140 Fahrräder konnten ausgegeben werden. "Über den Sommer machen wir eine kleine Pause, in der wir den Bestand an Fahrrädern sichten und diese weiter reparieren. Eine neue Schulung wird es erst wieder im Herbst geben", sagt Sonja Neuwirth. Der Termin dafür wird frühzeitig auf der Homepage www.youngcaritas-krefeld.de und auf Facebook bekannt gegeben. Fahrrad-Spenden können weiterhin an der Gerberstraße 44 zu folgenden Zeiten abgegeben werden: mittwochs 15.30 bis 17.30 Uhr und samstags 10 bis 13 Uhr.
Wer die Aktion unterstützen möchte - sei es mit einer Fahrradspende, Reparaturmaterial oder persönlich als Helfer, der melde sich bei youngcaritas Krefeld, Telefon: 02151 / 63 95 33 oder per Mail unter neuwirth@caritas-krefeld.de.
Weitere Infos unter www.youngcaritas-krefeld.de und www.caritas-krefeld.de/youngcaritas