„Es geht darum, wirklich etwas in Bewegung zu bringen.“
Menschen sitzen unter hohen Kastanien, reden miteinander oder informieren sich, was in ihrem Stadtteil geschieht. So idyllisch verlief im Herbst das Südstadtfest in Paderborn: ein Stadtteilfest, das seit Jahrzehnten nicht mehr stattgefunden hatte.
Auch wenn es den Besuchern nicht bewusst war: Sie nahmen an diesem Tag an dem großen Projekt "Südstadtquartier" teil. Der "Runde Tisch Südstadtquartier" hatte das Fest vorbereitet, um die Bewohner der Viertels für die Idee der sozialen Nachbarschaft zu begeistern. Hunderte waren der Einladung gefolgt. Vorher wussten einzelne im Stadtteil vage etwas über "Quartiersarbeit", danach waren der Runde Tisch und der Verein "Quartierskonzept Südstadt e.V." überall bekannt.
Wer Quartiersarbeit kennt, weiß wie schwer es ist, diesen Bekanntheitsgrad zu erreichen. Das war beim Runden Tisch Südstadtquartier nicht anders. Aber die Paderborner haben eben nicht auf theorielastige Informationsabende gesetzt oder Vorträge über die Zukunft des Alterns. Das hätte kaum einen Bewohner vor die Haustür gelockt, selbst wenn der Altersdurchschnitt im Viertel hoch ist. "Niedrigschwellig" sollte der Zugang sein, damit sich möglichst viele Menschen angesprochen fühlten. Ein Fest eignete sich dazu am besten.
"Es geht nicht darum, über Konzepte zu sprechen, sondern wirklich etwas in Bewegung zu bringen", sagt die Caritas-Mitarbeiterin Margit Adams, die zusammen mit ihrer Kollegin Claudia Balkhausen die Caritas am Runden Tisch vertrat. Der Caritasverband Paderborn hatte sich dem Projekt früh angeschlossen. Schließlich ist der Verband in der Südstadt mit mehreren Einrichtungen vertreten. Im Rahmen eines vom Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) finanzierten Modellprojekts hatte die Caritas zudem die Vernetzung im Quartier bereits nach vorne getrieben.
Diese Kenntnis der Situation war hilfreich, denn schon bald zeigte sich, dass ein Stadtteilfest eine schöne Idee ist, aber auch jede Menge Vorbereitung und Kooperation erfordert. So geriet die Vorbereitung der Veranstaltung zur Reifeprüfung für den Runden Tisch. Aber die locker zusammengesetzte Gemeinschaft wuchs bei der praktischen Organisationsarbeit schneller zusammen, als das bei jeder Theoriediskussion möglich gewesen wäre.
Besser als mit dem Fest hätte sich der neue Verein "Quartierskonzept Südstadt e.V." nicht einführen können. Er will jetzt zielstrebig an der Verbesserung der Infrastruktur im Quartier arbeiten, eine Ehrenamtsbörse ist beschlossene Sache. Zudem haben sich viele Bewohner gemeldet, die ehrenamtlich für ihr Wohnviertel arbeiten wollen. Natürlich soll das Südstadtfest im kommenden Jahr wiederholt werden.
Auch diese Ergebnisse werden Claudia Balkhausen und Margit Adams im Abschlussbericht für das KDA-Modellprojekt zusammenfassen. Dass sich der Stadtteil verändert hat, macht sich aber vor allem an den kleinen Dingen bemerkbar. "Wir werden überall gegrüßt", sagt Margit Adams. "Irgendwie gehören wir jetzt dazu."