„Gladbach gewinnt“
Mönchengladbach. Groß ist die Versuchung, bei einem Bericht über den 1. Mönchengladbacher Marktplatz "Gladbach gewinnt" - einer Kontaktbörse für gesellschaftliches Engagement - den Fokus auf die Zahlen und Fakten zum Veranstaltungstag zu legen. Schließlich ist die Marktplatz-Methode unter dem Arbeitstitel "Gute Geschäfte" von der Bertelsmann-Stiftung so konzipiert worden, dass sich die Ergebnisse gut in den Medien vermarkten lassen. Na gut: In Mönchengladbach wurden am 24. Oktober 2012 im Theater im Gründungshaus zwischen 50 Wirtschaftsunternehmen und 50 sozialen Einrichtungen insgesamt 115 Engagement-Vereinbarungen getroffen. Obwohl kein Geld gehandelt werden durfte - es ging vielmehr um Sachmittel, Know-how und tatkräftiges "Pack-an" - gehört zum Abschlussstatement auch der geschätzte Gegenwert der Vereinbarungen, die in den folgenden Wochen umgesetzt werden sollen: 90.100 Euro.
Es wäre jedoch sehr verkürzt, den Erfolg einer Veranstaltung wie dem Marktplatz lediglich am "Output" zu messen. Denn seit sich die Katholische LIGA Mönchengladbach - ein Zusammenschluss katholischer Verbände und Einrichtungen aus dem Sozial- und Bildungsbereich - entschlossen hat, den Marktplatz gemeinsam auf die Beine zu stellen, ist sehr viel mehr sehr engagiert bewegt worden:
Das Thema Corporate Social Responsibility (CSR) (deutsch: soziale Verantwortung von Unternehmen) ist auf persönlicher, institutioneller und kommunaler Ebene im Rahmen vielfältiger Prozesse aktiv bearbeitet worden. Alle Beteiligten haben zunächst ganz bewusst die Entscheidung getroffen: Ich bin dabei! Der Oberbürgermeister nicht nur als Schirmherr, sondern auch als kontinuierlicher Unterstützer, der einer Mitarbeiterin seines Büros die Arbeit mit Vertretern der Katholischen LIGA in der Marktplatz-Projektgruppe ermöglichte. Zahlreiche weitere Unterstützer und Botschafter, die mit Geld, Know-how oder Netzwerkarbeit die Idee nach vorne gebracht haben. Und natürlich die teilnehmenden Unternehmen und sozialen Einrichtungen, die sich als Händler guter Engagement-Ideen auf ein "Experiment" eingelassen haben, das es in dieser Form in Mönchengladbach noch nicht gab. Dabei war allen Teilnehmenden klar, dass ein "Ich geh‘ mal hin und guck was da passiert" nicht zielführend wäre. Gefragt war im Vorfeld eine kreative Beschäftigung mit den Fragen, was man der jeweils anderen Seite bieten kann, was ein spannendes Engagement-Feld sein könnte, aber auch was man als "Gegenleistung" erwartet. Im Rahmen der Workshops, die den Unternehmen und sozialen Einrichtungen zur Klärung dieser Fragen angeboten wurden, stellte sich heraus: Das ist gar nicht so einfach.
Ein Hineindenken in verschiedene Arbeitsrealitäten war gefragt. Wie schön, dass dabei auch in Teilen mit der Überzeugung aufgeräumt werden konnte, dass Wirtschaft und Soziales so grundverschieden ticken. Schließlich ist in Sozialunternehmen wirtschaftliches Denken ebenso gefragt, wie in Wirtschaftsunternehmen die Förderung sozialer Kompetenzen bei den Mitarbeitern. Hier im Rahmen von Engagement-Vereinbarungen zuzulassen, dass Partner eine neue Sichtweise auf die eigene Arbeit ermöglichen, ist ein Gewinn für beide Seiten. Um abschließend ganz praktisch zu werden, nachfolgend zwei Beispiele getroffener Vereinbarungen: Die Dr. Schrammen Architekten BDA GmbH & Co. kg installiert im Frühförderzentrum Rheydt ein Therapiesystem. Im Gegenzug führen die Caritas-Mitarbeiter ein Fest der Sinne für die Mitarbeiter des Architektenbüros durch. Das AWO Bildungswerk organisiert den Betriebsausflug der WK Werbeagentur. Letzere übernimmt im Gegenzug Beratung, Ideenfindung und Kreation des nächsten Programmheftes. Die ersten Vereinbarungen wurden übrigens bereits vor dem Eröffnungs-Gongschlag des Oberbürgermeisters getroffen. So groß war das Interesse an "Guten Geschäften", dass sogar die Zeit des Eintreffens und Ankommens hierfür genutzt wurde.