Lichter für die Werft
"Es sollen heute viele tausend Lichter leuchten, die Hoffnung bringen, dass denen endlich ein Licht aufgeht, die für diese Krise verantwortlich sind", so die Leiterin des Caritas-Regionalzentrums in Stralsund, Martina Steinfurth, am Abend des 6. Januar. Gemeinsam wiesen die Caritas, die evangelische Gemeinde St. Marien, die katholische Gemeinde Heilige Dreifaltigkeit, Bürger und Mitarbeiter auf die Insolvenz der Stralsunder Werft hin. Unter dem Caritas-Motto "Eine Million Lichter" entzündeten über 500 Teilnehmer nach einem gemeinsamen Friedensgebet in St. Marien auf dem Alten Markt in Stralsund tausend Kerzen und zeigten damit ihre Solidarität mit dem Schiffsbauunternehmen.
Von der seit August 2012 bestehenden Insolvenz der P+S Werften sind nicht nur die 1260 Arbeiter betroffen. Besonders für die Hansestadt an der Ostsee ist diese Situation ein gravierender Einschnitt. "Wenn die Werft schließt, werden das auch andere Unternehmen spüren", so ein Gemeindemitglied der katholischen Kirche Heilige Dreifaltigkeit. Umso wichtiger sei es, die Verbundenheit mit den Arbeitern zu zeigen, war auch der derzeitige Dekan für Vorpommern im Erzbistum Berlin und Pfarrer Andreas Sommer während des vorher stattfindenden Friedensgebetes überzeugt: "Es ist sicherlich berechtigt, wenn einige sagen, die Kirche kann die Werft nicht retten. Aber wir können für sie da sein und ein Zeichen der Solidarität setzen." So hoffe er, dass die Verantwortlichen endlich aufwachen, um zu helfen. "Zusammenarbeit und Zusammenleben funktioniert einfach nicht, wenn nur auf Gewinn und Rendite geschaut wird", ist der Pfarrer der Stralsunder Gemeinde überzeugt.
Seit Bekanntwerden der Insolvenz im August 2012 fanden einmal im Monat Friedensgebete in der evangelischen Kirche St. Marien statt. Die ökumenische Lichtaktion, welche am katholischen Dreikönigsfest und evangelischen Epiphanias-Sonntag stattfand, war der bisherige Höhepunkt der monatlichen Gebetstreffen. "So etwas gibt uns Kraft weiter zu machen", ist Betriebsratsmitglied Manfred Mielke überzeugt. Dennoch waren auch an diesem Abend Angst und Wut der Mitarbeiter spürbar. "Diese gemeinsame Aktion ist sehr wichtig und wird wohl immer wichtiger. Aber ich hoffe auch, dass endlich etwas passiert", so ein Werftarbeiter am Rande der Veranstaltung.
Zwar werden in Stralsund derzeit zwei Fährschiffe von rund 400 Arbeitern für die dänische Reederei DFDS weiter gebaut - hierfür hat das Land Mecklenburg-Vorpommern eine Kreditbürgschaft in Höhe von 43,5 Millionen Euro übernommen - dennoch wartet der Großteil der Stralsunder Belegschaft in einer Auffanggesellschaft auf Beschäftigung. Während die ebenfalls zur P+S-Gruppe gehörende Wolgaster Peene-Werft im Dezember 2012 von der Bremer Lürssen-Gruppe übernommen wurde, ist die Zukunft der Stralsunder Volkswerft immer noch unklar. So werden sich weiterhin Bürger und Werftarbeiter am ersten Montag des Monats zu ihrem Friedensgebet in der evangelischen Kirche St. Marien treffen.