"Inklusion" diskutiert
Das aktuell kontrovers diskutierte Thema „Inklusion“ haben rund 70 Teilnehmer, Referenten und Moderatoren eines Fachtages im Katholischen Centrum in Dortmund diskutiert. Dazu hatten die Katholische Stadtkirche, die Caritas Dortmund und das Katholische Bildungswerk eingeladen.
Dabei ging es nicht nur um die Frage des gemeinsamen Schulbesuchs von Kindern mit und ohne Behinderungen, sondern generell um Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe aller Menschen. Die kirchlichen Veranstalter wollten „den Blick dafür schärfen, dass sich alle Menschen auf Augenhöhe begegnen“, sagte Manfred von Kölln vom Caritasverband Dortmund. „Inklusion bedeutet, dass alle Menschen das gleiche Recht auf volle Teilhabe an der Gesellschaft haben und zwar unabhängig davon, ob und wie stark Einzelne dabei unterstützt werden müssen“, zitierte Prof. Dr. Kai Uwe Schablon von der Katholischen Hochschule Münster eine Definition der deutschen UNESCO- Kommission. Den Unterschied zwischen Integration und Inklusion verdeutlichte er anhand eines Beispiels: Wenn einem Menschen mit einer Behinderung beim Besuch einer Bank beim Ausfüllen eines Formulars geholfen werde, sei dies Integration. Wenn aber die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass diese Hilfe nicht mehr nötig sei, spreche man von Inklusion. Dabei werde die Unterschiedlichkeit der Menschen zur Normalität.
Von der „Verwahrung“ von Menschen mit Behinderungen bis hinein in die 1960er Jahre, habe es bis heute erhebliche Fortschritte gegeben. Als problematisch beschrieb Schablon, dass die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention als rechtlich nicht verbindlich bewertet werde und unter dem Vorbehalt verfügbarer Haushaltsmittel stehe. „Inklusion gibt es aber nicht umsonst“, stellte Schablon klar. Ein zentraler Punkt für gelingende Inklusion sei eine breite gesellschaftliche Akzeptanz.
Die biblischen Grundlagen christlicher Inklusion benannte Michael Ortwald, Caritaspfarrer und stellvertretender Stadtdechant in Dortmund: „Inklusion ist kein ideologisches Konstrukt, das von außen auf die Kirche zukommt, sondern ein Grund- und Menschenrecht, das sich erschließt aus dem christlichen Menschenbild; der Mensch ist geschaffen als Gottes Ebenbild.“ Konsequente Inklusion, so Ortwald, sei mit einem Haltungswechsel verbunden, die „Anderen“ nicht nur zu betreuen, zu beraten und zu pflegen, sondern zu befähigen, auch an der kirchlichen, gemeindlichen Öffentlichkeit und damit an der Gesellschaft teilhaben zu können.
In sechs Workshops trugen die überwiegend in kirchlichen Einrichtungen tätigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer weitere Fragen und Erkenntnisse zusammen. Dabei ging es um „Menschen mit Behinderungen“, „junge Menschen mit Erziehungshilfebedarf“, „Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten“, „Menschen mit Migrationshintergrund“, „alte und pflegebedürftige Menschen“ sowie um die Frage „Wie begegnen wir Menschen in den Kirchengemeinden?“